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Materialforschung

Haut: Keine Gefahr durch antibakterielle T-Shirts

Studie untersucht Einfluss auf Hautflora und Mikroklima

Die Sicherheit antibakterieller Textilien wurde im Rahmen einer Feldstudie durch die Hohenstein Institute untersucht © Hohenstein Institute

Hohensteiner Forscher haben in einer neuen Studie die Sicherheit antibakterieller Textilien untersucht. Ergebnis: Wie die Versuche zeigten, wird die natürliche Hautflora selbst bei dauerhaftem Tragen nicht beeinflusst.

Antimikrobielle Textilien haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Sei es im Bereich technischer Textilien zur Infektionsprophylaxe, medizinisch-therapeutischer Kleidung zur Therapieunterstützung bei Neurodermitis oder bei Sport- und Outdooraktivitäten als Anti-Smell-Ausrüstung. Die meisten derzeit am Markt befindlichen antimikrobiellen Kleidungsstücke sind mit Silber dotiert.

Kontroverse Diskussion

Trotz des positiven Images von Silber und der jahrzehntelangen problemlosen Verwendung in anderen Bereichen wie beispielsweise der Trinkwasseraufbereitung sind die Käufer antibakterieller Kleidung durch zum Teil sehr kontrovers geführte Diskussionen und die Berichterstattung in den Medien verunsichert. Hinzu kommt, dass die Produktsicherheit, speziell im Hinblick auf mögliche negative Einflüsse auf die Hautflora und das Mikroklima der Haut bisher wissenschaftlich nicht erforscht wurde.

Insbesondere dann, wenn antibakterielle Chemiefasern zu körpernaher Kleidung wie Unterwäsche verarbeitet werden, ist die Skepsis der Verwender bislang groß. Auch diese Sicherheitsfrage wurde nicht untersucht – bis jetzt. Denn in einem soeben abgeschlossenen Forschungsprojekt konnten Hohenstein Forscher diesen Sachverhalt in einer groß angelegten Feldstudie klären.

Kein signifikanter Unterschied in den Gesamtkeimzahlen © Hohenstein Institute

60 Studienteilnehmer

An dieser nahmen insgesamt 60 gesunde Personen über einen Zeitraum von jeweils sechs Wochen teil. Zur Durchführung der Studie wurden spezielle T-Shirts gefertigt, die auf einer Seite antibakterielle Aktivitäten aufwiesen (Verum), während die andere Hälfte als nicht-antibakterielles Placebo diente. Zum Vergleich untersuchten die Wissenschaftler sowohl ein antibakterielles Spinnadditiv – Silber-haltige Polyesterfasern – als auch eine antibakterielle Silber-enthaltende Ausrüstung.

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Vor der Studie wurde die antibakterielle Aktivität der Muster in einem Laborversuch mit Testkeimen wie Staphylococcus aureus und Klebsiella pneumonia überprüft. Nun mussten die T-Shirts von den Probanden über einen Zeitraum von vier Wochen täglich mindestens acht Stunden getragen werden. Wöchentlich analysierten die Forscher dabei verschiedene Parameter der Hautflora und des Mikroklimas. Während der gesamten Testphase wurden die Probanden von einem Dermatologen gesundheitlich überwacht und die Probestelle an der Haut dermatologisch bewertet.

Keine pathogenen Keime

Zu Beginn des Trageversuchs, während, aber auch nach Beendigung der Versuchsreihe fanden die Forscher bei sämtlichen Probanden die typischen Hautkeim-Vertreter einer natürlichen Hautflora. Zu keinem Zeitpunkt tauchten dagegen Krankheitserreger auf. Die individuellen Unterschiede zwischen den Probanden lagen, im Vergleich zu Angaben zur Hautflora aus der Literatur, alle im normalen Bereich. Die Wissenschaftler konnten weder bei einzelnen Probanden, noch bei der Betrachtung des gesamten Probandenkollektivs, einen Einfluss der Textilfasern auf die Hautflora feststellen.

Das Ergebnis dieser Feldstudie unterstreicht damit den Forschern zufolge Daten aus der Literatur, wonach die gesunde menschliche Hautflora als sehr stabil gilt. Insbesondere ergab sich kein signifikanter Unterschied in den Gesamtkeimzahlen im Vergleich zwischen der funktionalisierten (Verum) und der Kontroll-Seite (Placebo). Ebenso konnten keine Verschiebungen im individuellen Keimspektrum der Probanden beobachtet werden, die sich ursächlich auf die funktionalisierte Textilfaser zurückführen ließen.

Auch Mikroklima der Haut untersucht

Neben der Hautflora untersuchten die Wissenschaftler auch das Mikroklima der Haut. Dabei handelt es sich um die dünne Schicht zwischen Hautoberfläche und der Textilinnenseite, in der sich abhängig von Textilfaser und -konstruktion, eine eigene Feuchtigkeit, Luftströmung und Temperatur einstellt, die sich einerseits auf das Komfortempfinden auswirkt, andererseits aber auch die Lebensbedingungen der Hautkeime beeinflusst.

Die Forscher analysierten drei hautphysiologische Parameter des Mikroklimas näher: Den Wasserdampfverlust der Haut, die Hautfeuchtigkeit sowie den pH-Wert. Einen signifikanten Einfluss der funktionalisierten (Verum) oder der Kontroll-Seite (Placebo) auf den Wasserdampfverlust der Haut konnte dabei nicht festgestellt werden. Die antibakteriellen Fasern hatten damit keinen Effekt auf die Hautbarriere. Ebenso wenig änderte sich der Haut-pH-Wert der Probanden, sowie deren Hautfeuchtigkeit. Keine der Testpersonen zeigte zudem dermatologische Veränderungen wie beispielsweise zunehmende Trockenheit, oder Entzündungen.

Hautflora und Mikroklima unbeeinflusst

Zusammengefasst zeigten sich in dieser Studie die Hautflora sowie das Mikroklima der gesunden Haut unter dem Einfluss antibakterieller T-Shirts, die direkt auf der Haut getragen wurden, unbeeinflusst: Eine Beeinträchtigung der Hautflora, das heißt eine Veränderung der Gesamtkeimzahl auf der Haut oder eine Verschiebung im Keimspektrum konnte nicht festgestellt werden.

Diesbezüglich stufen die Forscher die antibakteriellen Textilien als unbedenklich ein. Gegenüber Bakterien, die mit dem Schweiß in die Maschenware gelangen, sind die antibakteriellen Textilien dennoch wirksam, wie frühere Untersuchungen belegen.

(Hohenstein Institute, 17.01.2011 – DLO)

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