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Umwelt

Glasrecycling: Monopole gut fürs Klima?

ARD-Morgenmagazin: CO2-Ausstoß bei Glasproduktion steigt

Die Zerschlagung der Monopole auf dem Markt für Glasrecycling durch Bundesregierung und Bundeskartellamt könnte zu drastischen Klimaschäden führen. Das berichten heute das ARD-Morgenmagazin und die WDR-Wirtschaftssendung „markt“. Danach werden durch längere Altglastransportwege und die vermehrte Produktion von Glas aus Rohstoffen große Mengen an CO2 zusätzlich in die Atmosphäre gepustet.

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Noch vor wenigen Monaten gab das Duale System Deutschland (DSD) das Altglas kostengünstig ab. Eine Einkaufszentrale der Glasindustrie verteilte es bundesweit zu gleichen Preisen zu den nächstgelegenen Glashütten. Umweltfreundlich, ohne lange Transportwege.

Das ehemalige Recyclingmonopol des Dualen System Deutschlands wurde vom Bundeskartellamt schon zerschlagen. Auch gegen das Einkaufsmonopol der Glasindustrie läuft ein Verbotsverfahren. Ihr wurde bereits verboten, selbst Altglas einzukaufen. Seit Anfang 2007 wird das Altglas teuer direkt an die Glashütten verkauft und oft über weite Wege transportiert. Dadurch sind die Preise für Altglas um rund 30 Prozent gestiegen.

Kein Glas mehr aus Altglas?

Dazu Hans-Jürgen Schmidt von Rexam Glass stellvertretend für den Verband der Glasindustrie gegenüber der ARD: „Wir sind in einer Größenordnung angekommen, wo wir darüber nachdenken müssen, unsere Technik umzustellen und statt der Wiederverwertung von Altglas wieder vermehrt Glas aus Rohstoffen herzustellen.“

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Mit absurden Konsequenzen: Nach Berechnungen der ARD werden allein von der vergleichsweise kleinen Rexam-Glashütte in Schleiden in der Eifel jetzt zusätzlich 7.700 Tonnen CO2 pro Jahr unnötig in die Luft geblasen. Und das bei bundesweit insgesamt 30 Glashütten. Hinzu kommt der Klimaschaden durch extrem weite Transporte von Altglas. Was das für allein für die kleine Stadt Düren bedeutet, ließ die ARD vom Umweltbundesamt ausrechnen: 57.800 Tonnen unnötiger zusätzlicher CO2-Ausstoss pro Jahr.

Bundesregierung will hohe Recyclingquote

Konfrontiert mit diesen Rechercheergebnissen, spricht sich die Bundesregierung jetzt für die Beibehaltung des Einkaufsmonopols der Glasindustrie aus. Dazu Astrid Klug vom Bundesumweltministerium gegenüber der ARD: „Die sehr hohen Recyclingquoten von rund 90 Prozent sprechen dafür, dass das bisherige System funktioniert. Wir müssen an der Struktur festhalten und sicherstellen, dass wir diese hohe Recyclingquote erhalten.“

Die Entscheidung liegt aber beim Bundeskartellamt. Verweigert es die Rückkehr zum alten System ist eines sicher: Bundesweit zig Millionen Tonnen unnötiger CO2-Ausstoß.

(WDR, 20.03.2007 – DLO)

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