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Chemie

Gift in Schwimmreifen und Badelatschen

Schadstoffe in Sommeruntensilien nachgewiesen

Kind mit Schwimmring © IMSI MasterClips

Schwimmspielzeug und Badelatschen haben jetzt Hochkonjunktur. Aber eine neue Studie trübt das Vergnügen: Die Kunststoffutensilien enthalten nicht nur giftige Schadstoffe, diese können sogar die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden. Darauf weist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hin. Hintergrund ist die erschreckend hohe Belastung vieler Sommerprodukte mit hormonwirksamen Chemikalien, die die Zeitschrift Öko-Test in ihrem neuen Heft nachgewiesen hat.

Patricia Cameron, BUND-Chemikalienexpertin: „Manche Schwimmreifen, Beachbälle und Flip-Flops gehören nicht an den Strand, sondern auf den Sondermüll. Badelustige sollten sich vor dem Einkauf gut informieren. Nur bei knapp einem Viertel der getesteten Badeprodukte wurde kein Gift entdeckt.“

Öko-Test fand teilweise extrem hohe Konzentrationen von Weichmachern in 14 von 18 Schwimmspielzeugen und in 17 von 25 Flip-Flops. Sie können zu dauerhaften Schäden der männlichen Geschlechtsorgane und der Fortpflanzungsfähigkeit führen. Die Höchstwerte lagen zum Teil um ein Vielfaches über den Mengen, die in Tierversuchen zu Hodenschäden führen.

Neben Weichmachern wurden auch bedenkliche Mengen an zinnorganischen Verbindungen gefunden, die sich im Körper anreichern und schon in winzigen Mengen das Immun- und Hormonsystem schwer schädigen können. Die in einigen Produkten gemessenen Konzentrationen überschritten bei weitem den von der Weltgesundheitsorganisation für die tägliche Aufnahme empfohlenen Grenzwert.

Der BUND sieht die Werte als weiteres Zeichen dafür, wie wichtig die geplante Reform des europäischen Chemikalienrechts (kurz: REACH) ist. Zur Zeit lägen für 99 Prozent der auf dem Markt befindlichen Stoffe keine ausreichenden Informationen über ihre gesundheits- und umweltschädigenden Wirkungen vor. In Zukunft müssten alle Chemikalien registriert werden. Gefährliche Stoffe dürften keine Zulassung erhalten. Der BUND fordert die Bundesregierung und die Europaparlamentarier auf, den Gesundheits- und Umweltschutz in der Chemikalienreform zu stärken.

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Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer: „Wir wollen eine Zukunft ohne Gift. Die Politik droht dieses Ziel hinter die kurzfristigen Interessen einiger weniger Chemiekonzerne zu stellen. Der REACH-Entwurf der EU-Kommission wurde bereits verwässert. Als nächstes entscheidet das Europaparlament. Wer etwas bewegen will, sollte deshalb den Abgeordneten seine Meinung sagen – zum Beispiel mit einer Protestpostkarte des BUND.“

(BUND, 30.06.2004 – NPO)

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