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Geowissen

Geoforscher bohren Bornholm an

Unkonventionelles Erdgas im Schiefergestein der Insel versteckt?

Küste von Bornholm © Matpil105 / GFDL

Heute beginnt auf Bornholm eine Suche nach ungewöhnlichen Erdgasvorkommen. Deutsche und dänische Geowissenschaftler führen dazu im Projekt GASH – Gas Shales in Europe – eine 40 Meter tiefe Bohrung in den Alaun-Schiefer der dänischen Ostseeinsel durch. Diese dichten Tonsteinpakete aus dem Erdzeitalter des Kambriums sind rund 500 Millionen Jahre alt und enthalten möglicherweise Erdgas.

Dieses Methan, das Shale Gas, gilt als so genanntes unkonventionelles Erdgas und könnte eine interessante neue Energieressource für Europa werden.

Unkonventionelles Erdgas

Als Shale Gas bezeichnet man Erdgas, das in Tonsteinen gefangen ist. Wie übliches Methan entsteht auch das Schiefergas aus organischer Materie. Ablagerungen von Pflanzenresten können, wenn sie durch Sedimentablagerungen zugedeckt werden, unter den passenden Druck- und Temperaturbedingungen im Verlauf von hunderten von Millionen Jahren zu Erdöl und Erdgas heranreifen.

Bei Schiefergas ist der Sachverhalt nach Angaben von Geowissenschaftlern ein wenig spezieller: bevor es in große Lagerstätten sickern kann, wird es im Gestein eingefangen. Dieses Gestein muss aber entsprechend kompakt sein, also aus sehr kleinen Einzelkörnern zusammengebacken sein. Tonstein, beispielsweise Schiefer, hat solche Eigenschaften.

Shale Gas-Vorkommen heißen deshalb unkonventionell, weil im Unterschied zu konventionellen Erdöl- und Erdgassystemen das gashaltige Tonsteinpaket drei Einzelfunktionen übernimmt: als Muttergestein, in dem das Gas gebildet wird; als Speichergestein, in dem das fertige Gas gespeichert ist und als Abdeckgestein, das ein Wandern des Methans verhindert.

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Ziel: Zwei Bohrkerne

Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam untersuchen diese Prozesse und mögliche Lagerstätten in Europa im international angelegten Forschungsprogramm GASH, denn in Europa sind die geologischen Rahmenbedingungen, die zur Shale Gas-Bildung und -Erhaltung führen, bislang wenig erforscht.

Die Bohrung auf Bornholm zusammen mit dem Geologischen Dienst von Dänemark und Grönland (GEUS) soll nun neue Erkenntnisse dazu erbringen, die gewonnenen Bohrkerne werden geologisch, geochemisch, geophysikalisch und mechanisch untersucht. Zu diesem Zweck wird das mobile Labor „BugLab“ des GFZ nach Bornholm geschafft.

Die Bohrung wird nach Angaben der Geowissenschaftler etwa drei Tage dauern. Zur Absicherung der Ergebnisse wird anschließend für den dänischen GEUS noch ein zweiter Bohrkern unweit der ersten Bohrstelle erbohrt, der in Dänemark bleiben wird. Schließlich werden die Forscher im Anschluss an die Bohrung geophysikalische Untersuchungen mittels 3D-Seismik sowie Wasserprobennahmen durchführen.

Vorhaben GASH

Im Vorhaben GASH werden elf Einzelprojekte realisiert. Darüber hinaus erstellen die Forscher darin eine Datenbank, die erstmals alle in Europa verfügbaren geologischen Informationen zu Schwarzschiefern bündelt. Wissenschaftliche Partner sind das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ sowie zahlreiche europäische Universitäten und Forschungseinrichtungen. Das GASH-Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren (2009 bis 2012) und wird durch das GFZ koordiniert.

(Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, 11.08.2010 – DLO)

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