Anzeige
Biologie

Frauen lächeln anders

Geschlechtsbestimmung allein anhand des Lächelns funktioniert

Das Lächeln einer Frau unterscheidet sich vor allem in der Mundpartie vom Männerlächeln. © Ridofranz/ iStock.com

Subtile Unterschiede: Wenn Männer und Frauen lächeln, tun sie dies nicht auf gleiche Weise. Stattdessen neigen Frauen dazu, ihre Lippen und Mundpartie stärker zu dehnen – ihr Lächeln ist dadurch auf subtile Weise ausdrucksstärker als das der Männer. Enthüllt haben dies Analysen der Lächeldynamik mithilfe einer künstlichen Intelligenz. Ihr gelang es nach kurzem Training sogar, das Geschlecht unbekannter Personen allein anhand ihres Lächelns zu bestimmen.

Unsere Mimik ist ein Spiegel unserer Persönlichkeit und ein wichtiges Mittel der nonverbalen Kommunikation. Denn mit unserem Gesichtsausdruck vermitteln wir unsere Stimmung, aber auch unsere Haltung zu unserem Gegenüber. So kann unser Lächeln Vertrauen signalisieren, aber auch Dominanz oder Zuneigung. Bestimmte Formen des Lächelns können sogar Stress auslösen.

Doch gibt es beim Lächeln auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Lächeln Frauen womöglich anders als Männer? Tatsächlich gibt es einige Studien, die Frauen ein ausdrucksvolleres Lächeln zuschreiben als Männern, allerdings ist ihre Aussagekraft umstritten.

KI als „Schiedsrichter“

Deshalb haben Hassan Ugail und Ahmad Al-dahoud von der University of Bradford in England nun ein lernfähiges Computerprogramm als „Schiedsrichter“ herangezogen. „Wir lassen das Programm die Intensität und Dauer des Lächelns analysieren, in der Hoffnung, Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu identifizieren“, erklären die Forscher.

Dafür wählten sie insgesamt 210 Parameter im Gesicht aus, darunter Abstände zwischen anatomischen Punkten sowie 49 feste „Landmarken“. Diese konzentrierten sich vor allem in den Bereichen rund um den Mund und die Augen. Der Computer lernte durch Videos lächelnder Männer und Frauen, diese Parameter zu identifizieren und die dynamischen Veränderungen beim Lächeln zu erfassen.

Anzeige
Einige der "Landmarken", die die KI im Gesicht der Probanden analysierte. © Hassan Ugail

Verräterische Mundpartie

Es zeigte sich: Es gibt tatsächlich Unterschiede zwischen dem weiblichen und dem männlichen Lächeln. „Frauen haben definitiv ein breiteres Lächeln“, berichtet Ugail. „Das wurde schon allein beim Blick auf die Veränderungen im Lippenbereich während des Lächelns klar: Bei Frauen dehnt sich dieser Bereich stärker als bei Männern.“ Das gelte auch für das Gebiet um den Mund herum.

Doch reichen diese für Unterschiede aus, um allein anhand des Lächelns das Geschlecht einer Person zu bestimmen? Um das zu testen, zeigten die Forscher dem Programm Videoclips von 109 lächelnden Personen. Der Computer sollte nun anhand der erlernten Parameter und Unterschiede angeben, ob es sich um Mann oder Frau handelte.

Trefferquote 86 Prozent

Das Ergebnis: Immerhin in 86 Prozent der Fälle lag das Computerprogramm richtig – es hatte korrekt das Geschlecht der Testperson allein anhand der Dynamik ihres Lächelns bestimmt. Wie die Forscher betonen, lässt sich diese Trefferquote wahrscheinlich noch erhöhen. „Wir haben für diese Studie ein relativ einfaches Programm gewählt“, sagt Ugail. „Eine fortgeschrittenere künstliche Intelligenz würde die Erkennungsraten verbessern.“

Nach Ansicht der Forscher könnten sich in Zukunft vielleicht sogar einzelne Personen an ihrem Lächeln identifizieren lassen. „Diese Art der Gesichtserkennung wäre eine Biometrie der nächsten Generation. Denn sie ist nicht allein von äußerlichen Merkmalen abhängig, sondern beruht auf der mimischen Dynamik, die für jedes Individuum einzigartig ist“, erklärt Ugail. Während die Gesichtszüge mittels plastischer Chirurgie verändert werden können, wäre das individuelle Lächeln nur schwer zu verändern oder nachzuahmen. (The Visual Computer, 2018; doi: 10.1007/s00371-018-1494-x)

(University of Bradford, 15.03.2018 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Mustererkennung - „Mustergültige Erkenntnis“ in Astrophysik, Musik und Medizin

Schönheit - Symmetrie, Kindchenschema und Proportionen

News des Tages

Feldhase

Genom des "Osterhasen" entschlüsselt

Erstes Bild der Magnetfelder ums Schwarze Loch

Ägypten: Wandbilder aus der Totenstadt

Wie das Klima den antarktischen Zirkumpolarstrom beeinflusst

Bücher zum Thema

Im Fokus: Neurowissen - Träumen, Denken, Fühlen - Rätsel Gehirn von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

150 psychologische Aha-Experimente - Beobachtungen zu unserem eigenen Erleben und Verhalten Von Serge Ciccotti

Gefühle lesen - Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren von Paul Ekman

Top-Clicks der Woche