Die meisten Gletscher schmelzen seit Jahren dramatisch, auch die in der Schweiz. Wie viel Eis dabei exakt verloren geht, wollen Züricher Forscher nun genauer wissen – mit Hilfe von Licht. Erstes Ergebnis ihrer Messungen: Der Findelgletscher bei Zermatt hat innerhalb von vier Jahren 49 Millionen Kubikmeter Eis eingebüßt.
Die Dickenänderung eines Gletschers wird traditionell mit Holzstangen und Schneeschaufeln gemessen. Diese Methode ist billig und kann zur Bestimmung der jährlichen oder gar saisonalen Bilanz an einzelnen Punkten durchgeführt werden. Es ist jedoch schwierig, von diesen Einzelmessungen auf die Dickenänderung des gesamten Gletschers oder gar auf alle Gletscher der Region zu schließen.
Gletscher mit Lichtstrahlen beschossen
Diesen Nachteil der direkten Feldmessungen wollen die Wissenschaftler der Universität Zürich nun mit dem Einsatz von Lasertechnologie wettmachen. „Von einem Flugzeug aus wird ein stark gebündelter Lichtstrahl auf den Gletscher geschossen und die Zeit gemessen, die das Licht bis zur Eisoberfläche und zurück zum Flugzeug braucht. Aus dieser so genannten Laufzeit lässt sich die Distanz vom Flugzeug zum Gletscher auf wenige Zentimeter genau bestimmen“, erklärt Philip Jörg, Doktorand in diesem Projekt.
Aus den Laserdaten und der exakten Position und Lage des Flugzeuges entsteht dann ein hochpräzises, dreidimensionales Abbild der Gletscheroberfläche.
49 Millionen Kubikmeter Eis verloren
Forscher der Universität Zürich haben im Oktober dieses Jahres eine entsprechende Kampagne mit einem hochauflösenden Laserscanner am Findelgletscher bei Zermatt durchgeführt. Das dabei entstandene Oberflächenmodell wurde mit den Resultaten aus einer ersten Befliegung aus dem Jahr 2005 verglichen und lässt nun einen Rückschluss über die Dicken- und Volumenänderung des gesamten Gletschers zu.
In diesen vier Jahren hat der Findelgletscher fast 3,5 Meter an mittlerer Eisdicke eingebüßt, im Bereich der Gletscherzunge gar 25 bis 30 Meter. Insgesamt hat der Gletscher rund 49 Millionen Kubikmeter Eis verloren. Würde dieses geschmolzene Eisvolumen in den Zürichsee geleert, stiege der Seespiegel um rund einen halben Meter an.
Neue Ergebnisse im Frühling?
Die nächste Befliegung ist nun für den kommenden Frühling geplant. Dabei erwarten die Forscher neue Erkenntnisse über die räumliche Verteilung der Winterschneedecke und deren Eigenschaften bezüglich Wassergehalt und Lichtreflexion.
„Während die Politik in den nächsten Tagen in Kopenhagen noch über eine Weiterführung des Kyoto-Protokolls mit konkreten Klimazielen debattiert, arbeiten wir bereits an den Datengrundlagen von Morgen“, sagt Michael Zemp, Projektleiter und Glaziologe der Universität Zürich.
(Universität Zürich, 03.12.2009 – DLO)