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Technik

Essen aus dem 3D-Drucker

Fertigungsgerät "druckt" Desserts, Brotaufstriche und Co

Kommt unser Essen künftig aus dem 3D-Drucker? © Columbia University

Ob simple Brotaufstriche oder aufwendige Desserts: In Zukunft müssen wir solche Produkte womöglich nicht mehr einkaufen oder selbst herstellen. Stattdessen könnte ein 3D-Drucker diese Aufgabe übernehmen. Ingenieure haben nämlich ein Fertigungsgerät entwickelt, das statt Bauteilen und Co beliebiges Essen aus verschiedenen Grundzutaten „druckt“. Der Prototyp bietet bislang zwar nur kalte Küche an – bald soll der Drucker aber auch richtig kochen können.

3D-Drucker liegen im Trend – ob im großen Maßstab oder für den Heimbedarf. Denn mit diesen Geräten lassen sich maßgeschneiderte, dreidimensionale Objekte wie Bauteile, Werkzeuge oder Spielzeug ganz einfach selbst herstellen. Längst werden auch Implantate für Zähne und Gelenke mit diesem Verfahren angefertigt – und künftig sollen sogar funktionsfähige Organe aus biologischem Gewebe im 3D-Drucker entstehen.

Doch nicht nur für technische und medizinische Anwendungen sind die Geräte interessant. Ginge es nach Hod Lipson von der Columbia University in New York, könnten 3D-Drucker in Zukunft neben Kaffeemaschine und Mixer zur Standardausstattung in einem ganz anderen Lebensbereich gehören: der Küche. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet der Robotik-Experte derzeit an einem Gerät, das formschöne Lebensmittel und Gerichte produziert.

Acht Fächer für gefrorene Zutaten

Gemeinsam mit seinen Studenten hat Lipson den Prototyp dieses speziellen 3D-Druckers im Rahmen eines Designprojekts entwickelt. Statt mit Kunststoffen oder Metall wird die Maschine mit essbaren Ausgangsmaterialien versorgt. Ihr Roboterarm verfügt über insgesamt acht Fächer für Patronen, die mit gefrorenen Grundzutaten gefüllt sind.

Essen aus dem 3D-Drucker: In diesem Video zeigen die Entwickler ihre skurrile Idee.© Columbia University

Per Knopfdruck stellt der Drucker aus diesen Zutaten dann das gewünschte Essen her. Was auf dem Teller landen soll, wird mithilfe einer eigens entwickelten Software bestimmt. Wie Lipson berichtet, kann der Prototyp unter anderem Frischkäse produzieren. Spannender ist jedoch die Kreation aufwendigerer Gerichte – ob mit besonderen Texturen, ungewöhnlichen Kombinationen oder interessanten Formen und Anordnungen.

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Kulinarische Entwürfe per Software

Um zu sehen, was mit seiner Entwicklung möglich ist, holte sich Lipsons Team Unterstützung von Hervé Malivert, Leiter des International Culinary Center, einer der renommiertesten Kochschulen der USA. „Die Ingenieure hatten die technischen Fragen geklärt. Die Küchenexperten sollten nun die kreative Frage beantworten, was gemacht werden kann“, sagt Lipson.

Eine Aufgabe, die die Köche offensichtlich begeisterte: „Es war spannend, Gerichte mithilfe der Software zu entwerfen, zu sehen was passiert und spannende Geometrien zu erschaffen“, sagt Hervé. Statt zum Beispiel ein Dessert in mühevoller Handarbeit zu schichten, in Form zu bringen und zu verzieren, könnten Gourmets diese Arbeit in Zukunft dem 3D-Drucker überlassen.

Garfunktion in Planung

Auch geometrisch anspruchsvolle Kreationen sind dank der Software kein Problem - besonders gut geeignet etwa für Desserts. © Columbia University

Zunächst müssen Lipton und seine Kollegen den Drucker allerdings weiter verbessern. Sie wollen ihn bis zum Ende des Jahres nicht nur schneller und präziser machen – sondern ihm eine weitere wichtige Fähigkeit verleihen: Das Gerät soll tatsächlich kochen lernen, denn das kann es bisher noch nicht. Zu diesem Zweck planen die Wissenschaftler, ein Heizelement in den Roboterarm des Druckers zu integrieren.

Das Gerät soll dann zeitgleich unterschiedliche Zutaten bei verschiedenen Temperaturen und Garzeiten verarbeiten können. Wie das Team berichtet, arbeitet es dazu an einer Software, die vorhersagen kann, wie eine mit dem 3D-Drucker produzierte Form aussieht, nachdem sie eine bestimmte Zeitlang bei einer definierten Temperatur gekocht wurde.

Einsatz in Krankenhäusern und Altenheimen?

Nicht nur für ambitionierte Küchenchefs auf Sterneniveau soll sich das Kochen mit dem 3D-Drucker künftig lohnen. Lipson sieht darüber hinaus vor allem Potenzial für den Gesundheits- und Pflegebereich – etwa für Krankenhäuser und Altenheime. Denn, so Lipton, mit seiner Entwicklung könne frisches, nahrhaftes Essen quasi auf Knopfdruck hergestellt – und simple Zutaten in gesunde Gerichte verwandelt werden. Das aufwendige Selbermachen oder Kosten für den Transport zugelieferten Essens entfielen.

Bis es so weit kommt, dauert es aber wohl noch. „Das ist bisher nur ein kleiner Blick in die Zukunft“, so Lipson. Er will nun weiter mit Küchenprofis und anderen Experten zusammenarbeiten und die Fertigungstechnik weiter verfeinern. (Columbia University School of Engineering and Applied Science, 2016; News)

(Columbia University School of Engineering and Applied Science, 01.08.2016 – DAL)

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