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Technik

Erster „cooler“ Halbleiter für Computer

Bauelement ist leistungsfähig ohne Hitzentwicklung

Mit dieser H-förmigen Struktur haben Physiker nachgewiesen, dass ihr neuartiges Halbleitermaterial elektrischen Strom leitet und dabei nicht warm wird. © Universität Würzburg

Computer, die ganz ohne Kühlung auskommen? Das klingt noch utopisch, denn je leistungsfähiger ein Rechner, desto eher läuft er heiß. Doch ein erster Schritt hin zu „coolen“ Rechnern gelang jetzt Physikern von der Universität Würzburg. Im Wissenschaftsmagazin „Science“ präsentieren sie einen Halbleiter, der elektrischen Strom leitet und dabei nicht warm wird.

Cool bleiben ist wichtig

Wenn Computer in Betrieb sind, werden sie warm. Zu hohe Temperaturen aber beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit ihrer Chips – Abkühlung ist also angesagt. Dafür sorgen rotierende Lüftungsrädchen am PC oder Klimaanlagen in großen Rechnerräumen. Sehr leistungsfähige Rechner sind heute schon mit Wasserkühlung ausgestattet. Die Wärme ist jedoch ein Faktor, der die Entwicklung schnellerer Computer deutlich begrenzt. Denn um eine größere Leistungsfähigkeit zu erreichen, werden auf die Chips immer mehr Transistoren gepackt, die immer schneller arbeiten müssen.

„Dann fließt über die Chips aber auch mehr Strom, und so heizen sich die Bauteile immer stärker auf“, erklärt Hartmut Buhmann, Physiker an der Universität Würzburg. Bauelemente, die Strom leiten und dabei keine Wärme produzieren, könnten darum der Weiterentwicklung von Computern einen kräftigen Schub geben. Einen solchen Halbleiter konnten die Wissenschaftler nun entwickeln.

Hauchzarte Schichten

Der neuartige Halbleiter besteht aus Quecksilber-Tellurid und Quecksilber-Cadmium-Tellurid. In einem ausgeklügelten Verfahren bringen die Würzburger Physiker diese beiden Materialien abwechselnd in hauchzarten Schichten auf pfenniggroße Kristallplättchen auf. „Die einzelnen Lagen sind nur sieben bis

zehn Nanometer dünn“, sagt Professor Laurens Molenkamp. Unvorstellbar schlank also: Ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters.

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Um die Leitfähigkeit des geschichteten Materials zu analysieren, modellierten die Physiker mit lithographischen Techniken aus seiner Oberfläche Strukturen heraus. Sie ließen dort sozusagen winzige Drähte entstehen, beispielsweise in H-Form. „Zu erwarten war, dass das Material unter bestimmten Umständen, zum Beispiel bei sehr tiefen Temperaturen, zum Isolator wird. So ist es bei allen herkömmlichen Halbleitern der Fall“, erklärt Professor Hartmut Buhmann, der im Team von Molenkamp arbeitet.

Material reagierte anders als erwartet

Überrascht waren die Physiker, als sich ihr Material anders verhielt: Die Elektronen sammelten sich an den Rändern der H-förmigen Struktur.Dort konnten sie sich zudem bewegen – ohne jeglichen Widerstand und damit ohne Wärmeentwicklung. Diese Besonderheit liege einzig und allein in den

Materialien und der Art ihrer Schichtung begründet, sagen die Physiker. Die Form der Struktur – ob H oder X – sei belanglos.

Für Anwendungen noch nicht reif

Reif für den Alltag ist der neuartige Halbleiter allerdings nicht: Der Effekt tritt nur bei sehr tiefen Temperaturen auf, unterhalb von minus 170 Grad Celsius. Darum wollen die Würzburger Forscher nun andere Materialien entwickeln, die den Effekt bei deutlich höheren Temperaturen zeigen. „Wismut-Verbindungen wollen wir dafür nehmen“, sagt Laurens Molenkamp. Doch zuerst gelte es, an einem Verfahren zu tüfteln, mit dem sich auch diese Materialien sauber und hauchdünn aufeinanderschichten lassen.

(Universität Würzburg, 20.07.2009 – NPO)

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