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Informatik

Cyber-Zensur enthüllt Regierungsstil

Studie zeigt, wo, wie und aus welchen Gründen das Internet kontrolliert wird

Ein freier Zugang zum Internet hängt weitgehend davon ab, wo der Nutzer lebt. Einem amerikanischen Wissenschaftler zufolge korreliert das Ausmaß der Cyber-Zensur in den unterschiedlichen Ländern der Welt dabei direkt mit dem autoritären Führungsstil einer Regierung.

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In einer großangelegten Studie hat Barney Warf von der University of Kansas die Weltkarte genauer unter die Lupe genommen und analysiert, wo überall Internet-Zensur ausgeübt wird. Er berichtet über seine Ergebnisse im Online-Artikel der Springer-Fachzeitschrift „GeoJournal“.

1,9 Milliarden Menschen online

Mitte des Jahres 2010 verwendeten mehr als 1,9 Milliarden Menschen das Internet. Somit wurde es für 28 Prozent der Weltbevölkerung zu einem Medium, das der Kommunikation, der Unterhaltung sowie der Nutzung unterschiedlichster Anwendungen dient. Die Gemeinschaft der so genannten „Netizens“ verteilt sich jedoch höchst ungleichmäßig.

Für viele stellt der Zugang zum Internet keinen Luxus mehr dar, sondern eher eine Notwendigkeit. Dennoch wird der Internetzugang von vielen Regierungen weltweit aufs Schärfste beschränkt und die Inhalte für die Bürger zensiert.

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Zensur deckt Demokratieverständnis auf

Warf untersuchte nun die Ursachen, die Art, das Ausmaß und den Protest gegen die eingeschränkten Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten sowie die von den Regierungen zensierten Inhalte. Die Studie befasst sich außerdem mit den gravierenden Auswirkungen der Zensur weltweit und gibt Auskunft über die Anzahl der betroffenen Personen. Diese Analyse belegt, dass von dem Ausmaß und der Art der Zensur darauf geschlossen werden kann, wie demokratisch und offen für Kritik die unterschiedlichen politischen Systeme sind.

Keine Zensur in Nordeuropa

In den nordeuropäischen Ländern, den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Japan herrscht laut der Studie nur eine geringe oder gar keine Zensur. Am anderen Ende des Spektrums, in China, Vietnam, Myanmar, Iran, Nordkorea und in Turkmenistan unterliegt das Internet dagegen den strengsten und umfangreichsten Beschränkungen.

Zwischen diesen Extremen gibt es nach Angaben von Warf eine Reihe von Staaten mit gemäßigten bis maßvollen Formen der Internetzensur. Darin lassen sich ihre unterschiedlichen Regierungssysteme, das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein bürgerlicher Freiheiten und die Möglichkeit verschiedener Gruppen ablesen, ihre Fähigkeiten oder Rechte zur Nutzung des Internets zu verteidigen – in welcher Form auch immer sie es möchten.

Internet wachsende Herausforderung für viele autoritäre Regime

„Die globale Verbreitung des Internets stellt eine wachsende Herausforderung für viele autoritäre Regime dar und stärkt gleichzeitig das Wachstum und die Effektivität der globalen bürgerlichen Gesellschaft. Die Zensur des Internets durch Regierungen in Form einer gemäßigten Einflussnahme auf pornographische Inhalte bis hin zur Verhaftung und Exekution von Cyber-Dissidenten hat sich zu einem weltweiten Cyberspace-Phänomen entwickelt“, so Warf.

Er warnt: „Beim Versuch, den Internetzugang zu kontrollieren und dessen Inhalte zu manipulieren, müssen die Staaten darauf achten, dass Investoren, Touristen, Unternehmer und Softwareentwickler als Wegbereiter von Wirtschaftswachstum und Produktivitätssteigerung nicht abgeschreckt werden.“

(Springer Fachzeitschrift GeoJournal, 03.12.2010 – DLO)

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