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Technik

Computer als Waffe gegen Epidemien

Medizinische Geoinformationssysteme helfen bei Suche nach Krankheitsursachen

Wenn die nächste Grippewelle über Europa schwappt, können die Epidemiologen über die Ländergrenzen hinweg nachvollziehen, welche Wege der Erreger nimmt – und wie sich beispielsweise national unterschiedliche Impfstrategien auf seine Ausbreitung auswirken. Denn Wissenschaftler der Universität Bonn haben medizinische Geoinformationssysteme entwickelt, die solche Analysen möglich machen.

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Wer wissen will, wie man eine Seuche am wirksamsten bekämpft, wirft am besten einen Blick auf ihre Verbreitungswege. „Bei der Untersuchung einer Salmonellenepidemie in einem Krankenhaus haben wir so nicht nur herausbekommen, wo die Erreger ursprünglich herkamen“, erklärt Dr. Thomas Kistemann, Geograph und leitender Oberarzt am Hygieneinstitut der Universität Bonn.

„Wir konnten auch nachweisen, wie sich die Salmonellen verbreiteten. Besonders betroffen waren nämlich Stationen, in denen die Container mit den Mittagessen erst eine Weile auf den Fluren standen, bevor die Tabletts verteilt wurden.“

Mit Softwarehilfe lassen sich oft Zusammenhänge aufdecken, die auf den ersten Blick unsichtbar sind. Der Computer wird so zur wirksamen Waffe gegen Epidemien. Kistemann und seine interdisziplinäre Arbeitsgruppe sind Experten für so genannte Geoinformationssysteme (GIS), die räumliche Daten mit medizinischen und sozioökonomischen Informationen korrelieren.

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Verbreitung der Tuberkulose untersucht

„Wir haben mit einer solchen Software beispielsweise die Verbreitung der Tuberkulose in Köln auf Stadtbezirksebene untersucht“, erläutert der Privatdozent. Bislang vermuteten Epidemiologen, dass der gefährliche Erreger vor allem mit Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion wieder nach Deutschland gelangte.

„Unsere Ergebnisse stützen das nicht“, betont Kistemann, der zusammen mit seinen Kollegen das Projekt auf der vom 14. bis 17. November 2007 stattfindenden Medizin-Messe MEDICA in Düsseldorf vorstellt. „Demnach ist Tuberkulose vor allem in Bezirken mit einem hohen türkischen Bevölkerungsanteil ein Problem.“ Vermutlich könne die Krankheit dort auch deshalb so gut Fuß fassen, weil die Politik die Integration türkischer Zuwanderer bisweilen vernachlässigt habe: Wer Sprachprobleme hat oder sich aus anderen Gründen ausgegrenzt fühlt, sucht bei Krankheiten nicht so schnell ärztliche Hilfe auf.

(idw – Universität Bonn, 12.11.2007 – DLO)

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