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Informatik

Bundestagswahl ohne Filterblase?

Google personalisiert Suchen zu Politikern und Co kaum

Echokammer-Effekt: Google und Co listen Suchergebnisse basierend auf unserem vergangenen Suchverhalten. © Anatoliy Babiy/ iStock.com

Filterblase geplatzt? Der berüchtigte Echokammer-Effekt bei der Google-Suche betrifft die bevorstehende Bundestagswahl offenbar kaum. Denn wenn es um Politiker, Parteien und die Wahl geht, personalisiert der Suchmaschinenanbieter überraschenderweise fast gar nicht. Stattdessen weisen die Trefferlisten bei allen Nutzern eine hohe Ähnlichkeit auf. Das zeigt eine Auswertung von über drei Millionen Datensätzen.

Wenn wir Suchmaschinen wie Google benutzen, sehen wir einen auf uns zugeschnittenen Ausschnitt der Welt. Denn: Ausgeklügelte Algorithmen listen Suchergebnisse basierend auf unserem vergangenen Suchverhalten – und zeigen uns zunächst jene Einträge an, die unseren Vorlieben entsprechen. Dieser Effekt der Filterblase oder Echokammer ist auch von sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co bekannt und wirkt einer objektiven Information entgegen.

Wissenschaftler um Katharina Anna Zweig von der Technischen Universität Kaiserslautern haben nun untersucht, ob dieser Effekt auch unsere politische Entscheidungsfindung im Vorfeld der Bundestagswahl beeinflussen könnte. Sie wollten wissen: Personalisiert Google unsere Suchergebnisse, wenn es um Politiker, Parteien und die bevorstehende Wahl geht?

Googlen für die Wissenschaft

Um zu untersuchen, wem welche Nachrichten oder Ergebnisse bei dem Suchmaschinenanbieter angezeigt werden, rief das Team vor einigen Wochen zu einer Datenspende auf und gewann auf diese Weise über 4.000 freiwillige Studienteilnehmer. Mittels einer Software-Erweiterung konnten die Forscher von den Computern dieser Teilnehmer aus bis zu sechs Mal am Tag automatisch Suchanfragen an Google schicken.

In der Zwischenzeit sind täglich zwischen 300 und 600 Suchergebnisse zu 16 Begriffen angefallen – insgesamt drei Millionen Datensätze. Die erste Auswertung dieser Daten zeigt: Der Suchmaschinenanbieter zeigt uns bei Themen in Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2017 überraschenderweise ein kaum verzerrtes Bild an.

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„Wenig Raum für Personalisierung“

„Bei den Suchergebnissen zeichnet sich nur wenig Raum für eine Personalisierung ab“, fasst Zweig die Ergebnisse zusammen. Insbesondere bei Politikern weisen die Trefferlisten bei Google demnach eine sehr hohe Ähnlichkeit auf: Selbst wenn suchende Nutzer unterschiedliche politische Vorlieben haben und sich dies vermutlich auch in ihrem Surfverhalten spiegelt, sind ihre Suchergebnisse weitgehend gleich. „Im Durchschnitt gibt es bei neun Treffern sieben oder acht gleiche Ergebnisse“, sagt die Informatikerin.

Bei den Parteien sei die Ähnlichkeit mit fünf bis sechs identischen Ergebnissen etwas geringer. „Dies liegt aber im Wesentlichen an der Regionalisierung. Auch hierbei bleiben im Durchschnitt nur ein bis zwei Links für eine Personalisierung übrig“, so Zweig. Wie die Forscher berichten, macht es zudem fast keinen Unterschied, ob jemand in seinem Google-Account eingeloggt ist oder die Suchmaschine anonym nutzt.

Grüne platzieren eigene Inhalte am besten

Allerdings offenbart die Untersuchung auch, dass es den Parteien unterschiedlich gut gelingt, eigene Webseiten und Social-Media-Kanäle auf der ersten Seite der Google-Trefferliste zu platzieren: Am besten schneidet Bundnis90/Die Grünen ab. „Die Partei ist fast konstant mit 70 Prozent eigenen Inhalten vertreten“, sagt Zweig. Es folgen Die Linke, FDP und CDU mit 60, CSU und SPD mit 40 sowie die AfD mit 30 Prozent. Ob sich diese Ergebnisse bis zur Bundestagswahl noch ändern, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

(Technische Universität Kaiserslautern, 11.09.2017 – DAL)

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