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Neurobiologie

Blick ins Gehirn: Glück ist unsichtbar

Ausschüttung des Glückshormons Dopamin bleibt im MRT verborgen

Auch wenn es gefühlt gerade so bunt und fröhlich in unserem Kopf zugeht: Glück sieht man dem Gehirn nicht unbedingt an. © Butengultek/ iStock.com

Kaum messbar: Ob wir gerade ein intensives Glücksgefühl erleben, sieht man unserem Gehirn nicht unbedingt an. Denn die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin lässt sich mit gängigen MRT-Verfahren nicht nachweisen. Zu dieser überraschenden Erkenntnis kommt nun eine Studie mit Ratten. Demnach zeigen sich nach einer Belohnung zwar veränderte Aktivitätsmuster im Gehirn, diese gehen jedoch nicht auf den Effekt des Dopamins zurück – ein Ergebnis, das sich künftig unter anderem auf die Diagnose von Erkrankungen wie Depressionen auswirken könnte, wie die Forscher betonen.

Das als Glückshormon bekannte Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff unseres Nervensystems. Es spielt unter anderem im Belohnungssystem eine zentrale Rolle – und wird zum Beispiel dann ausgeschüttet, wenn sich ein Schüler über eine 1 in Mathe freut. Bei Krankheiten wie Depressionen, Parkinson oder Suchterkrankungen ist dieses hirneigene Belohnungssystem gestört – sie gehen oftmals mit Veränderungen im Dopaminspiegel oder einer mangelhaften Funktion dieses Neurotransmitters einher.

Mediziner untersuchen solche Veränderungen oftmals mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT). Dabei werden Durchblutungsänderungen von Hirnarealen gemessen, die auf Stoffwechselvorgängen und neuronaler Aktivität beruhen. Doch ist diese Methode wirklich gut geeignet, um die Ausschüttung des dem Glücksgefühl zugrundeliegenden Dopamins zu beobachten? Dieser Frage sind nun Michael Lippert vom Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg und seine Kollegen nachgegangen.

Kaum messbare Effekte

Für ihre Studie arbeiteten sie mit genetisch veränderten Ratten, bei denen die Dopaminausschüttung im Gehirn gezielt mithilfe von Licht gesteuert werden kann. Im Experiment konnten sich die Nager selbst belohnen: Drückten sie einen Hebel, ließen spezielle Lichtimpulse die Dopamin-ausschüttenden Zellen feuern. „Dabei wird ein extremer Belohnungsreiz ausgelöst“, erklärt Lipperts Kollegin Marta Brocka.

Anschließend wurden die Ratten in einem Tomografen für Kleintiere untersucht. Würde sich die zuvor herbeigeführte Ausschüttung des Glückshormons verlässlich zeigen? Das Ergebnis: „Die messbaren Effekte des Dopamins waren trotz des hohen Belohnungswertes der Stimulation sehr klein“, berichtet Lippert. „Das bedeutet: Die den Glücksgefühlen zugrundeliegende Freisetzung des Dopamins ist nicht direkt im Kernspintomografen messbar. Die Essenz des Glücks bleibt also mit dieser Methode unsichtbar.“

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Auswirkungen auf Diagnosen

Diese überraschende Erkenntnis könnte Auswirkungen auf die Diagnose von Depressionen und anderen Erkrankungen haben, die mit Veränderungen des Dopamin-Stoffwechsels einhergehen. Zudem sind die Ergebnisse für eine Vielzahl von Forschungsprojekten von Bedeutung, wie die Wissenschaftler betonen. So gehen Belohnungsstudien bei Tieren und auch Menschen stets von einem großen Dopamin-Einfluss auf die gemessenen Signale im Gehirn aus.

„Wir müssen uns nun von der Annahme verabschieden, dass die Aktivitätsänderungen im Gehirn, die wir infolge einer Belohnung sehen, direkt durch Dopamin ausgelöst werden. Stattdessen müssen wir andere Methoden verwenden, um Belohnungsmuster des Dopamins im Gehirn sichtbar zu machen“, schließt Lippert. (Neuroimage, 2018; doi: 10.1016/j.neuroimage.2018.04.059)

(Leibniz-Institut für Neurobiologie, 12.07.2018 – DAL)

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