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Mikrobiologie

Blaues Licht gegen Pilzgift

Bestrahlung mit sichtbarem Licht stoppt Wachstum und Toxinproduktion von Schimmelpilzen

Wissenschaftler stoppen Pilze mit Licht © Max Rubner-Institut

Wissenschaftler haben ein neues Verfahren gegen die Ausbreitung von Schimmelpilzen in Lebensmitteln entwickelt. Ihr wichtigstes Werkzeug dabei: Blaues Licht. Denn wie sich in Laborversuchen zeigte, stört das sichtbare Licht bestimmter Wellenlängen den Lebensrhythmus von vielen Schimmelpilzen so nachhaltig, dass kein Pilzgift gebildet wird und im besten Fall sogar das Wachstum unterbleibt.

Ob Orangen, Trauben oder Erdbeeren – schon nach kurzer Zeit der Lagerung droht vielen Lebensmitteln der Pilzbefall. Schimmelpilze und ihre Sporen sind allgegenwärtig, ein Schutz davor kaum möglich. Ochratoxine sind die Gifte einer großen Schimmelpilzgruppe, zu der auch diverse Penicillien- und Aspergillus-Arten gehören. Diese Pilze haben, wie die meisten Lebewesen, eine innere Uhr, die Wachstum und Stoffwechsel steuert. Und genau an dieser Uhr setzt die Arbeit von Forschern des Pressemitteilung Max Rubner-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, an.

Blaues Licht am wirksamsten

„Wenn es uns gelingt, diese Uhr aus dem Takt zu bringen, dann können wir die Toxinbildung stoppen,“ so Professor Rolf Geisen, Wissenschaftler am Max Rubner-Institut zu Beginn des Forschungsprojektes. In Laborversuchen testeten die Forscher die Wirkung von Licht verschiedener Wellenlängen auf das Wachstum unterschiedlicher Pilzarten. Dabei entpuppte sich blaues Licht mit einer Wellenlänge von 450 Nanometern als besonders effektiver Störfaktor.

„Wir setzen keine schädliche UV-Strahlung ein, allein das blaue Licht reicht aus, um 80 Prozent der Pilzsporen zu zerstören“, erklärt Markus Schmidt-Heydt, Wissenschaftler im Team von Geisen. Gelbes und grünes Licht fördert dagegen das Wachstum der Pilze, haben die Wissenschaftler erkannt. Pilze sind also keineswegs „blind“, sie haben Lichtrezeptoren für unterschiedliche Wellenlängen.

Pilzarten reagieren unteschiedlich

Doch bedauerlicherweise sind die Pilzarten unterschiedlich empfindlich. So reagieren Fusarien, typische Getreideschimmelpilze, anders auf die Beleuchtung. Sie stellen ihr Wachstum nicht ein, sondern bilden vermehrt Lichtschutzpigmente wie Karotin. Hier ist demnach noch weitere Forschung nötig. Im Rahmen des EU-Projektes „Novel strategies for world wide reduction of mycotoxins in foods und feed chain“ (MycoRed) wollen die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse noch intensiver in der praktischen Anwendung geprüft. Hält die Beleuchtungsstrategie auch im Praxistest was sie verspricht, wäre ein großer Schritt im Kampf gegen den Verderb von Lebensmitteln in Deutschland wie international geschafft.

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(Max Rubner-Institut – Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, 28.04.2010 – NPO)

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