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Astronomie

Bizarrer Magnetstern schleudert Blitze

Erster Kandidat für Übergangsform zwischen Magnetar und Neutronenstern entdeckt

Bizarrer Magnetstern © L.Calçada / ESO

Astronomen haben ein extrem bizarres kosmisches Objekt ausfindig gemacht, das nach einem Gammastrahlenausbruch 40 Lichtblitze aussendete um dann wieder in einen Ruhezustand zu versinken. Wie die Forscher in „Nature“ berichten, könnte es sich bei dem Objekt um eine Übergangsform zwischen einem Magnetar und einem normalen Neutronenstern handeln – ein Zustand, der bisher noch nie direkt nachgewiesen werden konnte.

Die Astronomen registrierten das rätselhafte Himmelsphänomen, inzwischen offiziell als Swift J195509+261406 bezeichnet, erstmals, als es einen starken Puls von Gammastrahlen aussendete. Zunächst hielten sie es daher auch für einen Gammastrahlenausbruch, die Explosion eines todgeweihten Sterns. Doch überraschenderweise folgten auf den Gammapuls in den darauffolgenden drei Tagen 40 weitere Blitze, diesmal im sichtbaren Wellenbereich. Nach einer elf Tage dauernden Pause registrierte das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile dann ein kurzes Aufflackern im Infrarotbereich. Seither scheint jede Aktivität wieder zu ruhen.

Strahlungsbeben mit Ruhepausen

Was aber war dieses Objekt? Nach Ansicht der Astronomen könnte es sich dabei um eine Sonderform eines Magnetars handeln. Magnetare sind junge Neutronensterne, die ein extrem starkes Magnetfeld besitzen, mehr als eine Trillion (zehn hoch 18) Mal stärker als das unserer Sonne. „Ein Magnetar würde noch aus einer Entfernung auf halbem Wege zum Mond die Information aller Kreditkarten auf der Erde löschen“, erklärt Antonio de Ugarte Postigo. „Magnetare können jahrzehntelang in einem Ruhezustand bleiben.“

Diese Ruhepausen werden immer wieder unterbrochen durch Gamma- und Röntgenstrahlenausbrüche, die in ihrem Muster Erdbeben ähneln: einem großen Ausbruch folgen weitere kleinere. Astronomen gehen daher davon aus, dass diese Ausbrüche durch Brüche in der Kruste des Magnetars ausgelöst werden.

Übergangsform zwischen Magnetar und Neutronenstern?

„Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass es davon eine beachtliche Population in der Milchstraße gibt, obwohl bisher nur rund ein Dutzend identifiziert worden sind“, so der Forscher. Swift J195509+261406 könnte ebenfalls in unserer Milchstraße liegen, nach Schätzungen der Astronomen wahrscheinlich rund 15.000 Lichtjahre von der Erde entfernt in der Konstellation Vulpecula.

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Die ungewöhnlichen Lichtblitze des Magnetars im sichtbaren Wellenbereich erklären die Wissenschaftler damit, dass sich der Magnetar möglicherweise in der Entwicklung zu einem normalen Neutronenstern befindet. Nach der gängigen Theorie nimmt das Magnetfeld dabei ab. Bisher fehlten jedoch Belege für diese Annahme. Das neu entdeckte Objekt könnte nun den ersten vielversprechenden Kandidaten dafür darstellen. Dass dem so ist, bestätigen auch weitere Daten, die ein anderes Forscherteam gesammelt und ebenfalls in der aktuellen Ausgabe von „Nature“ veröffentlicht hat.

(ESO, 25.09.2008 – NPO)

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