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Bildung

Bildung lohnt sich doch

OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" vorgestellt

Schulunterricht © MMCD

Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen sind seltener arbeitslos als Personen mit geringer Qualifikation. In Deutschland schützt ein Hochschulstudium besser vor Arbeitslosigkeit als in anderen Industriestaaten. Dies sind wichtige Ergebnisse der neuen OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“, die gestern in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Allerdings liegt der Anteil der Bevölkerung mit einem höheren Bildungsabschluss hierzulande weiter deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Deutschland fällt deshalb im internationalen Vergleich vom 10. auf den 22. Rang ab.

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„Bildungsinvestitionen sind Zukunftsinvestitionen. Die Herausforderungen unserer Zeit wie die Globalisierung, höhere Anforderungen am Arbeitsmarkt und die demographische Entwicklung erfordern es, das Potential an Qualifikationen in unserem Land voll auszuschöpfen. Wir müssen alles tun, um dem absehbaren Fachkräftemangel vor allem in den technischen Berufen vorzubeugen“, kommentierte Bundesbildungsministerin Annette Schavan die Ergebnisse des Reports. „Wir starten in diesem Herbst eine Nationale Qualifizierungsinitiative, bei der unter anderem Schwerpunkte bei der frühkindlichen Bildung, bei der Integration und bei der deutlichen Reduzierung der Schulabbrecherquote liegen. Gemeinsam mit den Ländern sind wir damit auf einem guten Weg“, so Schavan weiter. Die Ministerin und der Präsident der Kultusministerkonferenz E. Jürgen Zöllner kündigten an, dass sie in Kürze ein neues Rahmenprogramm zur strukturellen Stärkung der empirischen Bildungsforschung vorstellen werden.

Die Studie „Bildung auf einen Blick“ thematisiert bildungspolitisch wichtige Fragen anhand von Kernindikatoren im internationalen Vergleich der 30 OECD-Mitgliedsländer sowie einiger Partnerländer. Schwerpunktbereiche der dargestellten Kennzahlen sind Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg, öffentliche und private Bildungsausgaben, Bildung und Beschäftigung sowie Lehr- und Lernbedingungen an Schulen. Die im diesjährigen Bericht verwendeten Basisdaten stammen überwiegend aus den Jahren 2004 und 2005.

Bildung wichtiger denn je

Für den Einzelnen und die Gesellschaft lohnen sich danach Investitionen in Bildung. Personen mit höheren Bildungsabschlüssen sind seltener arbeitslos als Personen mit geringer Qualifikation und weisen höhere Erwerbstätigkeitsquoten auf. So lag im Jahr 2005 in Deutschland die Erwerbstätigenquote der 25- bis 64-Jährigen Männer mit einem Hochschul- oder vergleichbaren -Abschluss bei 86 Prozent, die für Frauen bei 79 Prozent (OECD-Mittel: Männer 89, Frauen 79 Prozent).

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Deutlich niedriger liegen demgegenüber die Beschäftigungsquoten bei denen, die über einen beruflichen Abschluss im Sekundarbereich II – zum Beispiel abgeschlossene Lehre – oder darunter verfügen. Mit Sekundar II-Abschluss sind in Deutschland 76 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen beschäftigt. Mit einem Abschluss unterhalb des Sekundarbereichs II beträgt die Beschäftigungsquote bei den Männern nur noch 62 Prozent und bei Frauen 45 Prozent.

Zugleich gibt es laut dem Report einen starken positiven Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Durchschnittseinkommen. In allen OECD-Ländern verdienen Personen mit einem Hochschulabschluss deutlich mehr als Absolventen des Sekundarbereichs, in der Regel sind es mehr als 50 Prozent. In Deutschland liegt der Einkommensvorteil für 25- bis 64-Jährige mit einem Abschluss des Tertiärbereichs im Verhältnis zum Einkommen aus einer Ausbildung im Sekundarbereich II bei 51% und nimmt damit international eine mittlere Position ein. „Bildung lohnt sich, und das in einem doppelten Sinne“, fasste Bundesministerin Schavan diese Ergebnisse zusammen. „Eine gute und möglichst hoch qualifizierte Bildung liegt nicht nur im Interesse des gesamten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts, sondern sie ist zugleich der Schlüssel zum persönlichen und sozialen Erfolg,“ so Zöllner.

Zahl der Akademiker in der OECD steigt

Steigende Anforderungen des Arbeitsmarkts, der Übergang in die Informations- und Wissensgesellschaft sowie höhere Bildungsansprüche des Einzelnen und der Gesellschaft haben international den Anteil junger Menschen, die einen Hochschulabschluss erwerben, ansteigen lassen. Durchschnittlich verfügen in den OECD-Ländern 19 Prozent der 25- bis 64-Jährigen über einen Hochschulabschluss, in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen liegt der OECD-Durchschnitt hingegen bei 24 Prozent. Nur wenige Länder weisen für beide Altersgruppen denselben Anteilswert auf (beispielsweise die USA jeweils 30 Prozent, Deutschland jeweils 15 Prozent).

Parallel ist die Studienanfängerquote im OECD-Mittel von 37 Prozent im Jahr 1995 über 47 Prozent im Jahr 2000 auf 54 Prozent in 2005 angestiegen. In Deutschland ist sie im selben Zeitraum von 26 Prozent über 30 Prozent auf 36 Prozent im Jahr 2005 gestiegen. Bund und Länder streben eine deutliche Steigerung der Studienanfängerquote an. „Die Zahlen für Deutschland belegen, dass es jetzt darauf ankommt, die gemeinsamen Anstrengungen zu intensivieren, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen“, erklärte Zöllner.

Hochschulpakt beschlossen

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Um einer wachsenden Zahl von Studienberechtigten die Aufnahme eines Studiums zu ermöglichen, haben sich Bund und Länder auf einen Hochschulpakt verständigt. Der Hochschulpakt versetzt die Hochschulen finanziell in die Lage, bis zum Jahr 2010 insgesamt mehr als 90.000 zusätzliche Studienanfängerinnen und Studienanfänger gegenüber dem Jahr 2005 aufzunehmen. Der Bund stellt hierfür in den Jahren 2007 bis 2010 rund 565 Millionen Euro zu Verfügung, und die Länder stellen die Gesamtfinanzierung sicher. Um die Chancengleichheit beim Zugang zum Hochschulstudium zu sichern, hat die Bundesregierung Verbesserungen beim BAföG beschlossen. Neben der Anpassung der Bedarfssätze und der Freibeträge wird erstmals ein Betreuungszuschlag für Studierende mit Kindern eingeführt. Schavan: „Mit diesen Maßnahmen trägt die Bundesregierung entscheidend dazu bei, dass mehr junge Leute ein Studium aufnehmen, und wir unser 40 Prozent-Ziel erreichen.“

Professionalisierung der Lehrer

Anders als in vielen anderen Staaten wirken sich positive wie negative Einstellungen und Verhaltensweisen bei Schülerinnen und Schülern in Deutschland weniger stark auf die Mathematikleistungen aus. Laut OECD-Studie ist die Lernsituation in Deutschland von einem durch Disziplin geprägten Unterrichtsklima sowie einem positiven sozialen Umfeld der Schulen gekennzeichnet.

„Wir werden die Arbeiten für eine Weiterentwicklung des Mathematikunterrichts mit modernen didaktisch-methodischen Ansätzen und insbesondere einem stärkeren Anwendungsbezug konsequent fortsetzen. Das Jahr der Mathematik 2008 wird weitere Möglichkeiten zeigen, die Faszination der Mathematik für Schülerinnen und Schüler erfahrbar zu machen“, betonten Schavan und Zöllner übereinstimmend. Derzeit erarbeiten die Länder gemeinsame Fortbildungskonzeptionen und -materialien zur Unterrichtsentwicklung auf der Basis der nationalen Bildungsstandards für Mathematik. Um konkrete Impulse und unterrichtspraktische Anregungen zu geben, hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) eine spezielle Handbuchreihe für die Sekundarstufe I und die Grundschulen entwickelt. Zudem werden die Länder in der 3. und 8. Klasse gemeinsame Lernstandserhebungen (Vergleichsarbeiten) durchführen.

(Bundesregierung online/BMBF, 19.09.2007 – DLO)

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