Welche Bedeutung hat die Bildung für die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands? Dies hat jetzt das FiBS, Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie, im Rahmen einer Studie für das Bundesministerium für Bildung und Forschung untersucht. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass höhere Bildung, vor allem Hochschul- und Weiterbildung, einen positiven Einfluss auf die technologische Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft hat.
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Dies bedeutet nach Ansicht der FiBS-Forscher jedoch zugleich, dass die geringe Dynamik bei den Hochschulabschlüssen in den vergangenen rund fünfzehn Jahren die deutsche Wettbewerbsposition nicht verbessert haben dürfte, während andere Länder ihre Akademikeranteile erheblich erhöht haben. Auch bei der Weiterbildungsbeteiligung besteht Verbesserungspotenzial.
Die Ergebnisse der Studie verweisen zudem auf einen Einfluss der Bildungsqualität auf die technologische Leistungsfähigkeit. Die bestenfalls durchschnittlichen PISA-Ergebnisse deutscher Schüler sind, so die Forscher, nicht nur für die Schülerinnen und Schüler selbst unerfreulich, sondern dürften nach und nach auch für die technologische Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft als Ganzes problematisch werden.
Die Forscher konnten in ihrer Untersuchung zudem einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau einer Bevölkerung und der Diffusion neuer Technologien nachweisen. Wichtig erscheint zugleich, dass auch bei der Diffusion sowohl die Hochschul- als auch die Weiterbildung mit der Verbreitung neuer Technologien korrelieren; dies gilt auch bezüglich der Wirkung auf weitere Faktoren, wie etwa Gesundheit und Korruption. Insbesondere hinsichtlich der Verbreitung neuer Technologien scheint sich somit die geringe Bildungsdynamik in Deutschland negativ auszuwirken.
Bildungsniveau muss steigen
Da die Studie ebenso auf eine zeitliche verzögerte Wirkung von Bildung auf Innovation und Diffusion hinweist, ist nach Ansicht des FiBS nicht auszuschließen, dass der nur geringe Anstieg des Bildungsniveaus sich erst in den kommenden Jahren und dann zunehmend als Nachteil für die Innovationsfähigkeit des Landes auswirken wird. Es sollte, so die Forscher weiter, daher möglichst schnell gegengesteuert und das Bildungsniveau nachwachsender Generationen erhöht werden. Von Bedeutung dürfte dabei auch die Einführung von Studiengebühren sein, sofern sie zu einem Rückgang der Studierneigung führen sollten.
Darüber hinaus zeigt die Untersuchung des FiBS auch, dass sowohl die privaten als auch die öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung positive Effekte auf die Innovationsfähigkeit eines Landes, aber auch auf die Diffusion neuer Technologien haben.
Erhebliche Investitionen erforderlich
"Einerseits sind verstärkte Investitionen in tertiäre und Weiterbildung dringend erforderlich, andererseits – als Voraussetzung dafür – die Förderung der Qualität vorgelagerter Bildungsbereiche, um die technologische Leistungsfähigkeit und das wirtschaftliche Wachstum, das auch durch die Diffusion neuer Technologien beeinflusst wird, weiter zu steigern. Offenkundig reicht es nicht mehr, wenn große Teile der Bevölkerung 'lediglich' eine Ausbildung auf Sekundärniveau haben. Da auch die Forschungsausgaben einen wichtigen Einfluss haben, ist die Absicht der Bundesregierung zu begrüßen, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen“, beschreibt Dieter Dohmen, Leiter des FiBS, die Forderungen, die sich aus den Studienresultaten ergeben.
Und weiter: „Wichtig sind jedoch ergänzende Investitionen zum Ausbau des Hochschulsystems und zur Steigerung der Akademikerquote. Zusätzliche Investitionen in Bildung und Forschung werden sich mittelfristig ebenso amortisieren wie die in die vorgelagerten Bildungsbereiche, die eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Voraussetzung für die Stärkung des Wirtschafts- und Technologiestandorts Deutschland sind."
(idw – Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS), 07.06.2006 – DLO)