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Technik

Bach-Portraits im Teilchenbeschleuniger

Synchrotron-Strahlung hilft beim Test auf Echtheit der Gemälde

Das Bach-Portrait aus Dortmund an der Strahlenquelle des DELTA-Teilchenbeschleunigers. © Roland Baege/ TU Dortmund

Zwei sind echt, eines vielleicht nicht: Forscher haben drei Portraits des berühmten Komponisten Johann Sebastian Bach mit einer absoluten Hightech-Methode überprüft: Sie durchleuchteten die Bilder mit der energiereichen Röntgenstrahlung eines Teilchenbeschleunigers. Dabei zeigten sich in einem Bild Elemente, die zur angeblichen Entstehungszeit noch nicht in Pigmenten eingesetzt wurden. Zwei andere erwiesen sich dagegen als echt.

Schon länger begnügt sich auch die Kunstgeschichte nicht mehr mit bloßer Betrachtung von Gemälden oder der Provenienz. Wenn es um Herkunft oder Echtheit von Gemälden geht, kommen immer häufiger auch Hightech-Methoden zum Einsatz. So enthüllte vor kurzem Terahertzstrahlung ein verborgenes Wandgemälde hinter einem Fresco und Spektroskopie zeigte Leonardo da Vincis Maltechnik bei der Mona Lisa.

Historische Bildnisse im Röntgenlicht

Jetzt haben Forscher der Technische Universität Dortmund alte Portraits des berühmten Komponisten Johann Sebastian Bach mittels modernster Technologie buchstäblich durchleuchtet. Ziel war es, die Echtheit und das Alter von drei Bach-Bildnissen zu überprüfen. Eines davon ist eine Guache, die ein Privatmann aus Dortmund 2014 erwarb. Das Bild ist auf der Rückseite mit „Joh. Sebast. Bach 1737“ beschriftet.

Ein Pastell, das um 1730, also auch zu Lebzeiten Bachs entstanden sein soll, gehört dem Bachhaus Eisenach. Dieses steuerte außerdem ein auf rund 1830 datiertes weiteres Bach-Pastell zur Prüfung der Datierung bei. Alle drei Bilder wurden im Teilchenbeschleuniger-Ring DELTA energiereicher Synchrotron-Strahlung ausgesetzt. Anhand des dabei entstehenden Röntgenspektrums lässt sich ablesen, aus welchen Elementen die Pigmente der Portraits bestehen.

Die drei Bach-Bildnisse vor der Analyse © Roland Baege/ TU Dortmund

Verdächtige Pigmente

Und tatsächlich: Bei dem Dortmunder Bild fanden sich Spuren von Barium und Zink. Diese deuten auf die Verwendung einer Mischung aus Zinksulfid und Bariumsulfat oder von Zinkweiß hin. Solche Weiß-Pigmente hielten jedoch erst im 19. Jahrhundert langsam Einzug in die Maler-Ateliers, zur Bach-Zeit gab es die Farbe noch nicht. Das Bild könnte demnach jünger sein, als aufgrund seiner Beschriftung ersichtlich.

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Die Wissenschaftler raten aber zur Vorsicht: Im Röntgentest wurden nur wenige Stellen im Bild bestrahlt und analysiert. Daher könnte man dabei auch zufällig Stellen getroffen haben, die lange nach Entstehungszeit des Bildes restauriert wurden. Das vorläufige Resultat müsste deshalb durch eine großflächige Untersuchung überprüft werden. Sollte die das jetzige Ergebnis jedoch bestätigen, dann könnte es sich um eine Fälschung handeln – in jedem Falle wäre es kein zeitgenössisches Portrait.

Datierung bei zwei Bildern bestätigt

Bei den beiden Eisenacher Bach-Bildern gab es dagegen Entwarnung: Atomar spreche nichts gegen die bislang angenommene Entstehung im 18. und 19. Jahrhundert, so die Forscher. „Wir sind erleichtert, dass auf unseren Bildern alles zur bisherigen Datierung passt“, sagt Jörg Hansen, der Direktor des Eisenacher Bachhauses. Das Pastell von 1830 sei damit das früheste bislang aufgefundene Exemplar eines damals verbreiteten Bachbild-Typus, auf dem der Komponist sehr verjüngt und fast hoheitlich blickend dargestellt wird.

Auch bei dem anderen Pastell, das möglicherweise einst im Besitz von Carl Philipp Emanuel Bach war, einem der Söhne des Komponisten, bestätigten die Analysen die Datierung auf etwa 1730. Ob es allerdings tatsächlich den berühmten Barock-Komponisten zeigt, ist stark umstritten. „Zumindest ist es wohl nicht gefälscht, wie auch schon gemutmaßt wurde“, meint Hansen. Wen das Portrait darstellt, konnten die Röntgenstrahlen jedoch nicht erhellen.

(Technische Universität Dortmund, 24.06.2015 – NPO)

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