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Energie

Atomkraft kein Garant für niedrige Strompreise

Gabriel: Von Laufzeitverlängerungen würden nur die Konzerne profitieren

Die Strompreise sind in Ländern mit vielen Atomkraftwerken nicht günstiger als in Staaten, die auf diese Risikotechnologie verzichten. Längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke würden den Strompreis nicht dämpfen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen Studie, die das Öko-Institut im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) erstellt hat.

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„Die Untersuchung zeigt: Eine Laufzeitverlängerung führt nicht zu sinkenden Strompreisen – im Gegenteil: Weil notwendige Investitionen in neue Kraftwerke unterbleiben, könnte der Strompreis sogar steigen“, sagt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.

„Bei einer Verlängerung der Laufzeiten auf 40 Jahre können die Energieversorger aber Zusatzgewinne in Höhe von 61 Milliarden Euro erwirtschaften. Laufzeitverlängerungen wären nicht nur gefährlich. Sie würden außerdem ausschließlich den Konzernen nutzen – nicht aber den Stromverbrauchern.“

Internationale Marktdaten ausgewertet

Die Wissenschaftler des Öko-Instituts haben in ihrer neuen Studie internationale Marktdaten ausgewertet und mit den Gegebenheiten in Deutschland verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Anteil von Atomstrom und den Elektrizitätspreisen für Industrie und Haushalte gibt.

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So ist im europäischen Vergleich etwa der Strom im atomfreundlichen Frankreich recht günstig, in Belgien bei ähnlichem Atomkraftanteil dagegen besonders teuer. Den billigsten Strom findet man – ebenso wie den teuersten – in Ländern, die auf Atomkraft ganz verzichten.

Strompreis wird durch das teuerste Kraftwerk bestimmt

Die Daten der deutschen Strombörse belegen: Wenn viele Atomkraftwerke wegen Wartungsarbeiten oder nach Pannen stillstehen, steigt der Strompreis nicht. Das war laut BMU im Jahr 2007 gut zu beobachten, als zeitweise knapp die Hälfte der deutschen AKW nicht am Netz war.

„Das ist für uns Wissenschaftler kein überraschendes Ergebnis. Denn der Strompreis wird durch das jeweils teuerste Kraftwerk bestimmt, das gerade produziert. Das ist praktisch nie ein Kernkraftwerk. Den so gebildeten Börsenpreis bekommen aber auch die Kernkraftwerke für den von ihnen produzierten Strom. Das freut die Betreiber, denn sie können den in alten, abgeschriebenen Kernkraftwerken günstig produzierten Strom teuer verkaufen“, so Felix Matthes vom Öko-Institut.

Kein Ausstieg aus dem Ausstieg

Die hohen Gewinne der AKW-Betreiber dürften ein Grund dafür sein, warum deren Lobby so vehement für eine Laufzeitverlängerung wirbt. So veröffentlichte der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) vor kurzem ein energiepolitisches Konzept mit dem Titel „Zukunftsenergie 2020“.

Darin wird für Atomkraft „auch deutlich nach 2020“ geworben – im Klartext: Für einen Ausstieg aus dem Ausstieg. Dazu Bundesumweltminister Gabriel: „Atomkraft ist kein Weg für die Zukunft. Deswegen muss es beim Ausstieg bleiben.“

(Bundesumweltministerium (BMU), 25.06.2009 – DLO)

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