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Medizin

Aids-Studie ist wissenschaftlicher Durchbruch des Jahres

Fachmagazin "Science" listet die zehn wichtigsten Erkenntnisse 2011

Aids-Viren (grün) auf der Oberfläche eines Lymphozyten, einer menschlichen Abwehrzelle. © C. Goldsmith, P. Feorino, E. L. Palmer, W. R. McManus / CDC

Das renommierte Fachmagazin „Science“ hat eine HIV-Studie zum wichtigsten wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres gekürt. Die klinische Untersuchung hatte im August dieses Jahres erstmals den Nachweis erbracht, dass antiretrovirale Medikamente nicht nur den Ausbruch der Aids-Krankheit verhindern, sondern auch effektiv vor einer Übertragung des Virus schützen.

Das internationale Forscherteam hatte an 1.763 heterosexuellen Paaren, bei denen nur ein Partner HIV-positiv war, die Übertragungsraten des Virus verglichen. Dabei hatte eine Hälfte der Infizierten antiretrovirale Mittel erhalten, die andere nicht. Noch vor dem geplanten Ende der Studie war das Ergebnis eindeutig: Die antiretroviralen Mittel hatten das Ansteckungsrisiko durch ungeschützten Sex zwischen Mann und Frau um 96 Prozent gesenkt.

Schutzeffekt überraschend groß

„Diesen Schutzeffekt hatte man zwar schon vermutet, aber überraschend war das große Ausmaß“, kommentiert „Science“-Autor Jon Cohen. Damit stelle sich jetzt auch nicht mehr die Frage, ob Prävention oder eine Behandlung besser gegen die Ausbreitung der Seuche helfe. Denn die Therapie sei zugleich die beste Vorbeugung.

Diese Erkenntnis verändere die Sicht auf Bemühungen, die Verbreitung von Aids vor allem im südlichen Afrika einzudämmen. „52 Prozent der Menschen, die dringend antiretrovirale Medikamente bräuchten, haben keinen Zugang dazu – dies entspricht 7,6 Millionen Menschen“, sagt Cohen. Angesichts des Wissens um die vorbeugende und schützende Wirkung von HIV-Medikamenten sei es nun umso wichtiger, diesen Menschen erschwingliche Arzneimittel zur Verfügung zu stellen.

Der im Vordergrund abgebildete Planet Kepler-16 wurde 2011 entdeckt, er ist der erste bekannte extrasolare Planet, der gleich um zwei Sterne kreist (Illustration). © NASA / JPL-Caltech

Astronomie: Urtümliche Gaswolken und Asteroidenstaub

Neun weitere wissenschaftliche Durchbrüche des Jahres 2011 sind nach Ansicht der „Science“-Herausgeber ebenfalls herausragend: Im Bereich der Astronomie bot die Entdeckung zweier seit dem Urknall nahezu unverändert erhaltenen Gaswolken wichtige Einblicke in die Frühzeit des Kosmos.

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Mit Hilfe des Weltraumteleskops Kepler identifizierten Astronomen zahlreiche neue Planeten um fremde Sterne, darunter den ersten Planeten, der gleich um zwei Sterne kreist. Die Raumfahrt-Mission Hayabusa brachte zum ersten Mal seit den Mondlandungen vor rund 35 Jahren wieder Proben eines fremden Himmelskörpers zurück zur Erde – winzige Staubkörnchen des Asteroiden Itokawa.

Fossiler Schädel des Vormenschen Australopithecus sediba, den Forscher im Jahr 2011 als möglichen Vorfahren des Homo sapiens identifizierten. © Brett Eloff / Lee Berger / University of Witwatersrand

Menschheitsgeschichte: DNA liefert neue Einblicke

Das Jahr 2011 brachte auch die Erforschung der Menschheitsgeschichte entscheidend weiter: Genanalysen belegten, dass sich unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren mehrfach mit anderen, heute ausgestorbenen Menschenarten vermischten. Die frühe Entwicklung des Homo sapiens war demnach weitaus weniger geradlinig als bisher angenommen.

Der direkte Vorfahre des Homo sapiens, das zeigten Fossilfunde, könnte der Vormensch Australopithecus sediba gewesen sein. Er besaß bereits erste Merkmale des modernen Menschen.

Medizin: Enttäuschung über Malaria-Impfstoff

In der Medizin sorgte die klinische Studie eines Malaria-Impfstoffs eher für Enttäuschung. Die an 15.000 Kindern in Afrika getestet Vakzine RTS,S schützte nicht einmal die Hälfte der Geimpften vor der tödlichen Krankheit – zu wenig um effektiv zu sein. Aber die Ergebnisse hätten gezeigt, dass eine Impfung gegen Malaria grundsätzlich machbar sei. Sie seien daher auch ein Grund zur Hoffnung, meinen die „Science“-Autoren.

Weitere wichtige Studien klärten die Struktur einer wichtigen Komponente der pflanzlichen Fotosynthese, zeigten neue Wege zur Schaffung maßgeschneiderter Materialien und enthüllten die Rolle alternder Zellen für die Lebensqualität von Mäusen. Forscher fanden zudem heraus, dass bei jedem Menschen eine von drei Hauptarten von Bakterien die Darmflora dominiert. (Science, 2011)

(Science / dapd, 23.12.2011 – NPO)

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