Anzeige
Informatik

3D-Gebäude aus Flickr-Fotos

Neue Software rekonstruiert Bauwerke aus freiverfügbaren Internetaufnahmen

Der Dom von Pisa - rekonstruiert aus Flickr-Fotos. © TU Darmstadt

Im Internet lagern mittlerweile Milliarden von Fotos, zum Beispiel im Webportal Flickr. Sie könnten zukünftig für die dreidimensionale Rekonstruktion der Wirklichkeit genutzt werden. Eine Software, die dies leistet, hat ein deutsch-amerikanisches Forscherteam jetzt vorgestellt.

Michael Goesele, seit 2007 Juniorprofessor für Graphisch Interaktive Systeme an der TU Darmstadt, stellte jetzt mit Forscherkollegen von der University of Washington und Microsoft Research die weltweit erste Software vor, die aus den unzähligen, im Web befindlichen Fotos eine dreidimensionale Abbildung der Welt rekonstruieren kann.

Benötigte man bis heute Stereokameras oder kostenintensives Lasergerät, um beispielweise Notre Dame dreidimensional darzustellen, erreicht man ein nahezu vergleichbares Ergebnis mit der neu entwickelten und weitaus kostengünstigeren Software.

Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven als Gerüst

Als Grundlage der Forschung dienen Bilder aus dem Internet, zum Beispiel aus Flickr, eine der derzeit meist genutzten Websites. Die Seite bietet dem Benutzer die Möglichkeit, Fotos einzustellen und sie der Allgemeinheit zur Weiterverarbeitung anzubieten. Das immense Potential von Flickr liefert allein zum Stichwort Notre Dame Paris über 88.000 frei verfügbare Fotos der berühmten Kathedrale. für die Rekonstruktion werden Fotos ausgewählt, die das Bauwerk aus verschiedenen Perspektiven zeigen.

Ein an der University of Washington entwickeltes Tool errechnet daraus in einem „Structure from Motion“ genannten Verfahren den Standort der Fotografen, die Eigenschaften der verwendeten Kameras sowie die Grobstruktur des Objekts. Dies dient als Gerüst, um im zweiten Schritt ein detailliertes 3D-Modell zu errechnen.

Anzeige

Fehlerquote von nur einem Veritel Prozent

Eine Entsprechung findet sich beim Sehvorgang des menschlichen Auges. Beide Augen erfassen denselben Punkt aus zwei verschiedenen Winkeln und nehmen auf diese Weise einen Gegenstand räumlich wahr. Die neue Software arbeitet mit erstaunlicher Genauigkeit. In einem Testlauf erstellte ein Computer aus 56 verschiedenen Fotos von acht Fotografen ein partielles 3D-Modell des Doms in Pisa, das einen durchschnittlichen Fehler von einem Viertel Prozent aufweist.

Aktuelles Projekt der Forschergruppe um Goesele: aus einer Million Fotos von Rom – sowohl Innen- als auch Außenwelten – arbeiten sie an einer virtuellen 3-D-Darstellung der Ewigen Stadt. Eine längerfristige Vision ist die detailgenaue Abbildung der gesamten Erdoberfläche. Zum Zukunftspotential dieser Software befragt, sagt Michael Goesele: „Das hier ist im Moment pure Grundlagenforschung. Sicher würden sich neben den Kollegen von Microsoft auch Unternehmen wie Google für die Technik interessieren“.

(Technische Universität Darmstadt, 05.11.2007 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

News des Tages

Feldhase

Genom des "Osterhasen" entschlüsselt

Erstes Bild der Magnetfelder ums Schwarze Loch

Ägypten: Wandbilder aus der Totenstadt

Wie das Klima den antarktischen Zirkumpolarstrom beeinflusst

Bücher zum Thema

Wissen Hoch 12 - von Harald Frater und Christina Beck

Laser - von Fritz K. Kneubühl und Markus W. Sigrist

Was soll das alles? - Gedanken eines Physikers von Richard P. Feynman

Top-Clicks der Woche