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Geowissen

Zika-Virus: Gefahr bei uns extrem gering

Mediziner raten Schwangeren zu Vorsicht bei Reisen in Ausbruchsgebiete

Zika-Virus unterm Elektronenmikroskop © CDC/ Cynthia Goldsmith

Gefahr für ungeborene Kinder? Das derzeit in Süd- und Mittelamerika grassierende Zika-Virus steht im Verdacht, bei Ungeborenen Fehlbildungen des Gehirns auslösen zu können. Zwar ist dieser Zusammenhang längst nicht gesichert. Forscher raten Schwangeren dennoch, bei Reisen in die betroffenen Gebiete besonders vorsichtig zu sein. Hierzulande sei die Gefahr einer Epidemie jedoch ausgesprochen gering.

Das Zika-Virus hält die Welt in Atem. Besonders auf dem amerikanischen Kontinent breitet sich der Erreger derzeit rasant aus. Allein in Brasilien wurden seit Oktober 2015 mehr als 11.000 Ansteckungen mit Zika-Viren nachgewiesen. Sie werden nach derzeitigem Kenntnisstand von der Gelbfiebermücke Aedes aegypti übertragen und verursachen bei den Betroffenen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Gelenkschmerzen und Bindehautentzündungen.

Gefahr wenn, dann nur für das Ungeborene

Lebensbedrohlich ist eine Infektion in der Regel nicht. Doch die Viren stehen im Verdacht, bei Schwangeren das Ungeborene zu schädigen und eine Fehlbildung des Gehirns auszulösen – insbesondere eine sogenannte Mikrozephalie, bei der Föten oder Babys einen zu kleinen Kopf und ein zu kleines Hirnvolumen aufweisen.

Mehr als 3.500 Fälle von Neugeborenen oder Föten mit dieser Störung wurden seit Oktober in Brasilien registriert. Viele dieser Fälle sind aber noch nicht vollständig untersucht und nur bei wenigen wurde eine Zika-Infektion der Mutter bestätigt. Auch in früheren Ausbrüchen hat das Zika-Virus Wissenschaftlern zufolge keine bemerkenswerten Raten von Mikrozephalie ausgelöst. Zudem kann eine Mikrozephalie verschiedene Ursachen haben, etwa eine Chromosomenstörung oder andere Virusinfektionen während der Schwangerschaft wie Röteln oder Zytomegalie.

Verbreitung in Deutschland unwahrscheinlich

Dennoch sollten Schwangere bei Reisen nach Südamerika derzeit vorsichtig sein. Worauf man achten sollte und wie hoch das Risiko ist, sich auch in Deutschland mit dem Zika-Virus anzustecken, erklären Jan Felix Drexler vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und Annegret Geipel und Holger Stephan von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG).

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Die beruhigende Nachricht zuerst: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Erreger hierzulande über Mücken weiterverbreitet, ist extrem gering. Denn ein Ansteckungsweg von Mensch zu Mensch ist bisher nicht bekannt und die Überträger-Moskitos sind in Deutschland nicht heimisch. Eine andere Mückenart, von der noch nicht bekannt ist, ob sie das Virus überträgt – die Asiatische Tigermücke – kommt bisher nur sehr punktuell in Süddeutschland vor. „Ihre Häufigkeit reicht nicht aus, um das Zika-Virus in Deutschland anzusiedeln“, sagt Drexler.

Zwar gibt es immer wieder Menschen, die das Virus von einer Reise zurück nach Europa und Deutschland bringen – auch im Rahmen der aktuellen Epidemie in Süd- und Mittelamerika hat das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin bereits einzelne Zika-Virus-Infektionen bei Reiserückkehrern diagnostiziert. Angst vor einer Epidemie müsse hierzulande jedoch niemand haben, so Drexler.

Mückenstiche vermeiden

Eine pauschale Reisewarnung gilt auch für schwangere Frauen aktuell nicht. Schwangeren rät Stephan aber, von Reisen in Ausbruchsgebiete möglichst abzusehen oder zumindest rechtzeitig mit ihrem Frauenarzt oder einem Reisemediziner über mögliche Risiken zu sprechen. Vor Ort gelte als Faustregel, auf die Vermeidung von Mückenstichen zu achten. „Spezifische Therapien oder Impfungen gegen das Zika-Virus stehen derzeit nicht zur Verfügung.“

„Wenn schwangere Frauen bereits in betroffenen Gebieten unterwegs waren, sollten sie ihren Frauenarzt bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung darauf hinweisen“, ergänzt Geipel. Spezifische Virus-Tests führt zum Beispiel das Bernhard-Nocht-Institut durch. Wer einmal mit dem Zika-Virus infiziert war, ist danach übrigens immun – und vor einer erneuten Ansteckung gefeit.

(Deutsches Zentrum für Infektionsforschung,
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, 01.02.2016 – DAL)

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