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Neurobiologie

Woher kommt die Naschlust vor der Periode?

Heißhunger auf Süßes und Salziges vor der Menstruation zeigt sich auch am Gehirn

Naschen
Viele Frauen haben kurz vor "den Tagen" einen Heißhunger auf Süßes oder Salziges – aber warum? © aldra/ iStock.com

Zyklische Naschlust: Kurz vor Beginn der Periode bekommen viele Frauen einen Heißhunger auf Schokolade, Chips oder andere Naschereien. Den Grund dafür enthüllt ein Blick ins Gehirn: Schon der Anblick von Süßigkeiten oder Junkfood löst in dieser Zyklusphase stärkere Ausschläge der Hirnströme aus. Bei „neutralen“ Lebensmitteln zeigt sich diese Reaktion dagegen nicht. Wie deutlich das „Gier-Signal“ ausfällt, scheint mit dem Hormon Progesteron zusammenzuhängen.

Da können wir beim Essen noch so diszipliniert sein – es gibt eine Zeit im Monat, da werden viele Frauen schwach: Kurz vor Beginn der Menstruation entwickeln sie plötzlich einen Heißhunger auf Süßigkeiten oder salzige Leckereien wie Chips, Pizza und Pommes. Doch sobald die Periode einsetzt, verschwinden diese Gelüste wieder und mit ihnen auch viele andere Symptome des prämenstruellen Syndroms.

Blick ins Frauengehirn

Aber was löst diesen prämenstruellen Heißhunger aus? Und warum fällt es uns so schwer, ihm zu widerstehen? Diese Fragen haben nun Jana Strahler von der Universität Gießen und ihre Kollegen untersucht. Für ihre Studie baten sie 35 Frauen in verschiedenen Stadien ihres Menstruationszyklus in Forschungslabor. Dort untersuchten sie zunächst mittels Speichelproben die Hormonspiegel der Frauen und befragten sie eingehend zu ihrer psychologischen und körperlichen Verfassung.

Dann folgte der eigentliche Test: Die Wissenschaftler zeigten den Probandinnen Bilder verschiedener Lebensmittel – von gesundem Obst und Gemüse über neutrale Grundnahrungsmittel bis hin zu hochkalorischen süßen und salzigen Leckereien. Die Frauen sollten sich die Bilder anschauen und die Lebensmittel in Bezug auf ihren Wohlgeschmack bewerten. Währenddessen zeichneten Strahler und ihr Team die Hirnströme der Frauen mittels Elektroenzephalogramm (EEG) auf.

Stärkere Reaktion auf Kalorienreiches

Es zeigte sich: Frauen, die gerade in der prämenstruellen Phase sind, haben nicht nur subjektiv mehr Lust auf Süßes und Salziges – auch ihr Gehirn reagiert stärker darauf. Das EEG registrierte im Scheitelbereich deutlich stärkere Ausschläge, wenn hochkalorische Leckereien zu sehen waren. Neutrale Lebensmittel dagegen lösten keine solche Intensivierung der Hirnströme aus. Auch bei Frauen in anderen Zyklusphasen war diese Reaktion nicht zu beobachten.

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„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es eine erhöhte Reaktion auf Essenreize während der prämenstruellen Phase gibt“, sagen Strahler und ihre Kollegen. Das bestätigt, dass dieser Heißhunger vor „den Tagen“ kein Zufall oder eine Einbildung ist, sondern durchaus real. Das Gehirn vieler Frauen reagiert in dieser Zeit offenbar tatsächlich stärker auf die Schlüsselreize bestimmter Nahrungsmittel. Das wiederum macht es leichter, der süßen Versuchung zu erliegen.

Zusammenhang mit dem Progesteronspiegel

Interessant auch: Wie stark das Gehirn auf die kalorienträchtigen Schlüsselreize anspringt, hängt weder vom Alter noch von den Essgewohnheiten oder der subjektiven Bewertung der Lebensmittel ab, wie das Experiment ergab. Stattdessen fällt diese Reaktion offenbar bei den Frauen besonders stark aus, die auch ansonsten stärker unter den Symptomen des prämenstruellen Syndroms leiden. Typisch dafür sind Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch Bauchschmerzen und ein Spannen der Brust.

Eine mögliche Erklärung dafür liefern die Hormonwerte, die die Forscher für ihre Probandinnen bestimmt hatten: Je höher der Spiegel des Hormons Progesteron war, desto stärker reagierte das Gehirn auf die hochkalorischen Essensreize. Der Spiegel des Geschlechtshormons Östrogen hatte dagegen keinen Einfluss. Das legt nahe, dass die hormonelle Dysbalance, die in der zweiten Zyklushälfte das prämenstruelle Syndrom fördert, auch die Lust auf Süßes, Chips und Co anheizt. (Hormones and Behavior, 2020; doi: 10.1016/j.yhbeh.2020.104811)

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen

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