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Medizin

Wie lange überleben Coronaviren?

Virus kann auch auf Oberflächen lange infektiös bleiben

Coronavirus
Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Coronavirus. Ein neues Virus aus dieser Gruppe löst zurzeit in China eine Epidemie aus. © NIAID

Kampf gegen die Epidemie: Inzwischen sind mehr als 40.000 Menschen am neuen Coronavirus erkrankt, gut 900 sind gestorben. Mediziner haben daher zusammengefasst, was man über die Überlebensdauer von Coronaviren außerhalb des Körpers weiß. Dies ist für das Ansteckungsrisiko entscheidend. Demnach können sich Coronaviren bis zu neun Tage auf Oberflächen halten und infektiös bleiben.

Das im Dezember in China neu aufgetretene Coronavirus hat sich inzwischen in gut zwei Dutzend Länder ausgebreitet. Insgesamt sind mehr als 40.000 Menschen erkrankt und gut 900 gestorben – mehr als bei der SARS-Pandemie im Jahr 2002/2003. Unter den Erkrankten sind auch 130 Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes, das zurzeit vor Yokohama unter Quarantäne steht.

Bisher ist es trotz Quarantäne-Maßnahmen jedoch nur bedingt gelungen, die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen. Gründe dafür sind unter anderem, dass viele Patienten nur milde oder keine Symptome zeigen und das Virus auch in der Inkubationszeit übertragbar zu sein scheint. Das Fiebermessen an Flughäfen oder Bahnhöfen kann daher aktuellen Studien zufolge nur rund ein Zehntel der Infizierten identifizieren.

Übertragbar auch über Oberflächen?

In diesem Zusammenhang geht es auch immer wieder um die Frage, wie ansteckend 2019-nCoV ist. Bekannt ist, dass das Coronavirus ähnlich wie die Grippe über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt daher ähnliche Vorbeugungsmaßnahmen wie sie ohnehin während der Grippesaison gelten: Regelmäßig Händewaschen, von hustenden und niesenden Menschen Abstand halten. Bisher allerdings sei das Ansteckungsrisiko in Deutschland sehr gering.

Doch wie die Grippeviren könne auch Coronaviren über Kontakt mit kontaminierten Oberflächen übertragen werden. „Im Krankenhaus können das zum Beispiel Türklinken sein, aber auch Klingeln, Nachttische, Bettgestelle und andere Gegenstände im direkten Umfeld von Patienten, die oft aus Metall oder Kunststoff sind“ erklärt Günter Kampf von der Universitätsmedizin Greifswald.

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Bis zu neun Tage infektiös

Kampf und seine Kollegen haben daher aus aktuellem Anlass zusammengefasst, was die Forschung über die Lebensdauer von Coronaviren auf Oberflächen und die Wirkung von Desinfektionsmitteln weiß. Für ihre Studie hatten sie 22 Studien über Coronaviren und deren Inaktivierung ausgewertet. „In der aktuellen Situation schien es uns das Beste, diese gesicherten wissenschaftlichen Fakten vorab zu veröffentlichen, um alle Informationen auf einen Blick zur Verfügung zu stellen“, sagt Koautor Eike Steinmann von der Ruhr-Universität Bochum.

Die schlechte Nachricht: Coronaviren können bei Raumtemperatur im Schnitt zwischen vier und fünf Tage überleben und infektiös bleiben. Unter günstigen Bedingungen können sie jedoch bis zu neun Tage übertragbar sein. „Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit steigern ihre Lebensdauer noch“, erklärt Kampf. Diese Daten wurden zwar nicht für 2019-nCoV, sondern für verwandte Coronaviren wie SARS und Mers-CoV erhoben. Die Forscher gehen aber davon aus, dass sie auch für das aktuelle Virus gelten.

Neues Coronavirus – Antworten auf häufig gestellte Fragen.© Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Gängige Desinfektionsmittel wirken

Die gute Nachricht jedoch ist, dass gängige Desinfektionsmittel gegen den Erreger wirken. Tests mit verschiedensten Desinfektionslösungen zeigten, dass Mittel auf der Basis von Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorit gut gegen die Coronaviren wirksam sind. Wendet man diese Substanzen in entsprechender Konzentration an, so reduzieren sie die Zahl der infektiösen Coronaviren binnen einer Minute um vier Größenordnungen – beispielsweise von einer Million auf nur noch 100 krankmachende Partikel.

„In der Regel genügt das, um die Gefahr einer Ansteckung deutlich zu reduzieren“, sagt Kampf. „Da bisher keine spezifischen Therapien gegen 2019-nCoV verfügbar sind, sind eine frühe Eindämmung und die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung entscheidend, um den Ausbruch zu stoppen.“ (Journal of Hospital Infection, 2020; doi: 10.1016/j.jhin.2020.01.022)

Quelle: Ruhr-Universität Bochum, Robert-Koch-Institut

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