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Medizin

Wie der Körper Malaria abwehrt

Tumorsuppressor-Protein könnte an Regulierung der Entzündungsreaktion beteiligt sein

Malaria-Erreger
Malaria wird durch den Blutparasiten Plasmodium falciparum ausgelöst. © Christoph Burgstedt/ iStock.com

Gefährlicher Blutparasit: Warum entwickeln manche Malaria-Infizierte nicht sofort gefährliches Fieber, sondern erkranken erst verzögert? Forscher haben nun Hinweise darauf gefunden, dass ein als Tumorsuppressor bekanntes Protein dafür eine Rolle spielt. Dieses Protein hemmt offenbar die Entzündungsreaktion im Körper – und kann das Fieber dadurch zunächst in Schach halten. Dem Team zufolge könnten sich daraus neue Ansätze für Therapien ergeben.

Malaria gehört nach wie vor zu den schlimmsten Plagen der Menschheit. Der Erreger der Krankheit, der Blutparasit Plasmodium falciparum, kostet jedes Jahr rund 450.000 Menschen das Leben. Vor allem in Afrika stellt der Parasit eine allgegenwärtige Bedrohung dar. In betroffenen Gegenden entwickeln zwar manche Menschen schon im Kindesalter eine Immunität. Doch es gibt auch Patienten, die immer wieder erkranken und dabei lebensbedrohliche Symptome wie schweres Fieber entwickeln.

Warum manche Kinder gegen den Erreger geschützt sind und manche nicht, ist nach wie vor unklar. „Unser begrenztes Verständnis darüber, wie das menschliche Immunsystem Malaria-induzierte Entzündungen und das Parasitenwachstum kontrolliert, behindert die Entwicklung neuer Therapien und Impfstoffe“, sagt Peter Crompton vom US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases.

Krankheitsverlauf im Blick

Um mehr über diese Zusammenhänge herauszufinden, haben der Mediziner und sein Team um Erstautor Tuan Tran von der Indiana University in Indianapolis nun Kinder in Mali begleitet. Für ihre Studie nahmen die Wissenschaftler vor und während der Malariasaison Blutproben der zwischen sechs und elf Jahre alten Probanden.

Außerdem untersuchten sie sie alle zwei Wochen in der Klinik und statteten ihren Familien zwischendurch Hausbesuche ab. Auf diese Weise konnten Tran und seine Kollegen genau nachhalten, wann ein Kind Parasiten im Blut hatte, ob es durch die Infektion krank wurde und wie lange es dauerte, bis sich bei ihm die für Malaria typischen Symptome zeigten.

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Verzögerte Fieberreaktion

Die Ergebnisse enthüllten, dass es offenbar drei unterschiedliche Gruppen von Patienten gab: Manche Kinder waren immun und entwickelten als Folge einer Infektion keinerlei Beschwerden. Denn sie hatten bereits vor dem Beginn der Malariasaison Antikörper gegen den Blutparasiten im Körper.

Interessant waren Unterschiede zwischen den nicht immunen Kindern. So entwickelten einige dieser Patienten sofort gefährlich hohes Fieber. Bei anderen dagegen kam es erst verzögert zu Symptomen – sie bekamen zwischen zwei Tage und zwei Wochen später Fieberschübe.

Protein als Entzündungshemmer?

Woran aber lag das? Die Forscher stellten fest, dass die verzögert erkrankten Kinder unter anderem besonders hohe Konzentrationen des als Tumorsuppressor bekannten Proteins p53 in ihrem Blut hatten. Untersuchungen mit Mäusen offenbarten, dass dieses Eiweiß die Entzündungsreaktion im Körper abzuschwächen scheint. Tran und seine Kollegen vermuten daher: p53 könnte dabei helfen, das Malariafieber in Schach zu halten. „Erst wenn nach einer Weile zu viele Parasiten im Blut sind, wird dieser Schutz durchbrochen“, meint Tran.

Zwar müssen weitere Studien erst noch bestätigen, dass dieser Zusammenhang auch beim Menschen gilt. Ist dies der Fall, ergäben sich daraus jedoch interessante Möglichkeiten. Nach Ansicht des Wissenschaftlerteams könnte p53 zum Beispiel als Biomarker dienen, um herauszufinden, wie anfällig eine Person für besonders heftige Fieberschübe ist.

Potenzieller Therapieansatz

Auch eine Anwendung in der Therapie wäre denkbar. So könnte die gezielte Beeinflussung der p53-Aktivität bei schweren Malariaverläufen unterstützend zu Medikamenten wirken, die die Vermehrung der Parasiten blockieren. Denn gerade aus dem Ruder laufende Entzündungsreaktionen können für Malaria-Patienten gefährlich werden.

„Es gibt sehr viel Forschung zu p53 in Zusammenhang mit Krebs, aber viel weniger ist über seine Rolle für Immunreaktionen auf Infektionen bekannt“, sagt Crompton. Die Wissenschaftler wollen daher in Zukunft untersuchen, ob das Protein auch bei anderen Infektionen als Malaria an der Abwehrreaktion beteiligt ist. (Immunity, 2019; doi: 10.1016/j.immuni.2019.08.009)

Quelle: Cell Press

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