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Medizin

Vergärung fördert Krebs

Biochemische Grundlage des Warburg-Effektes aufgeklärt

Die Krebsforschung könnte vor einer gravierenden Richtungsänderung stehen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass aggressive, metastasierende Krebsformen ihre Energie nicht aus dem "Verbrennen" von Zucker zu Kohlendioxyd und Wasser gewinnen, sondern aus der Vergärung von Glukose zu Milchsäure. Diese Erkenntnis eröffnet möglicherweise neue Diagnose- und Therapiechancen.

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Die Vergärung von Glukose zu Milchsäure ist normalerweise als Ausweichreaktion bei Sauerstoffunterversorgung bekannt; sie verursacht zum Beispiel Muskelkater. Nun weiß man, dass bestimmte Tumorzellen auch dann einen Vergärungsstoffwechsel durchführen, wenn ihnen genügend Sauerstoff zur Verfügung steht. Das bisher unbekannte Enzym Transketolase-like-1 (TKTL1), das der Wissenschaftler Johannes F. Coy der R-Biopharm AG entdeckt hat, erklärt nun erstmals die Glukosevergärung auch in Gegenwart von Sauerstoff.

Krebs lässt sich nunmehr in zwei Unterklassen einteilen: Krebszellen, die Glukose verbrennen und Krebszellen, die Glukose vergären. Dies bestätigt die vor mehr als 80 Jahren entwickelte Hypothese des deutschen Nobelpreisträgers Otto Warburg, wonach eine veränderte Energiegewinnung entscheidend an der Entstehung von Krebs beteiligt ist.

Vergärungsstoffwechsel mach Krebszellen aggressiv

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Die Aktivität des TKTL1-Enzyms und der damit verbundene Vergärungsstoffwechsel tragen entscheidend dazu bei, dass Krebszellen aggressiv werden, in andere Gewebe einwandern und Metastasen bilden. Mit dem Anschalten der Vergärung in Krebszellen entstehen gleichzeitig Resistenzen gegenüber vielen Chemotherapeutika. Durch den Nachweis des TKTL1-Enzyms in Krebszellen kann man nun feststellen, ob der Tumor Glukose vergärt und es sich damit um eine aggressive Form von Krebs handelt.

Das Wissen um die Art der Energiegewinnung kann man therapeutisch nutzen, denn Krebszellen, die Glukose vergären, sind abhängig von der Glukoseversorgung als alleinigem "Treibstoff". Da nachgewiesen werden konnte, dass diese Tumorzellen absterben, sobald die Glukosevergärung unterbrochen ist, wird nun ein viel versprechender Hemmstoff des TKTL1-Enzyms zum Anti-Krebsmedikament weiterentwickelt.

Krebspatienten mit Tumoren, die Glukose vergären, können aber auch jetzt schon gegen diese aggressiven Tumoren selbst aktiv werden: Durch eine Ernährungsumstellung lassen sich Krankheitsverlauf und Lebensqualität beeinflussen. Da diese Tumoren nicht nur abhängig sind von der Glukoseversorgung, sondern auch keine Öle oder Fette mehr als Energiequelle nutzen können, kann durch eine glukose- und kohlenhydratarme sowie öl- und proteinreiche Ernährung diesen aggressiven Tumoren das Leben erschwert werden.

Die Ergebnisse über die Bedeutung des TKTL1-Enzyms in Krebszellen wurden in der aktuellen Ausgabe (Vol. 94: 578-85) des renommierten Fachmagazins "British Journal of Cancer" veröffentlicht.

(ots – R-Biopharm AG, 13.03.2006 – AHE)

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