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Medizin

Übergewicht macht schon Kinder krank

Bereits im Kindesalter folgen auf überflüssige Pfunde häufig Stoffwechselstörungen

dickes Kind
Übergewicht kann schon bei Kindern Stoffwechselstörungen wie Bluthochdruck zur Folge haben. © kwanchaichaiudom/ iStock.com

Folgenschweres Übergewicht: Dicken Menschen drohen nicht erst im Erwachsenenalter gesundheitliche Folgen wie Bluthochdruck und Co. Wie eine Studie bestätigt, können auch Kinder aufgrund überflüssiger Pfunde bereits solche Stoffwechselstörungen entwickeln – Risikofaktoren für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diesen ungesunden Prozess wieder rückgängig zu machen, ist offenbar nur schwer möglich. Umso wichtiger sei die frühzeitige Prävention, betonen die Forscher.

Die Menschheit hat ein im wahrsten Sinne des Wortes dickes Problem. Denn die Zahl der Übergewichtigen und Fettleibigen nimmt weltweit immer weiter zu – und damit auch die Fälle von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen mit überflüssigen Pfunden in Verbindung stehenden Leiden.

Besonders problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass auch immer mehr Kinder von Übergewicht und den damit einhergehenden Gesundheitsrisiken betroffen sind. So hat sich die Zahl der fettleibigen Kinder und Jugendlichen in den vergangenen 40 Jahren mehr als verzehnfacht.

Stoffwechselveränderungen im Blick

Dass diesen Kindern nicht erst im Erwachsenenalter schwere gesundheitliche Folgen drohen, offenbart nun eine Langzeituntersuchung eindrücklich. Für die Studie wurden in acht europäischen Ländern 6.768 Kinder im Alter zwischen zwei und neun Jahren untersucht und über einen Zeitraum von sechs Jahren begleitet.

„Die Erhebungen umfassten neben Fragebögen auch körperliche Untersuchungen sowie die Sammlung von Blut-, Speichel- und Urinproben. Diese Daten ermöglichten es uns, Veränderungen im metabolischen Status von Kleinkindern bis hin in die Jugend zu analysieren“, erklärt Claudia Börnhorst vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen.

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Bluthochdruck und Co bereits im Kindesalter

Die Auswertungen ergaben: Zum Zeitpunkt der Basiserhebung waren 61,5 Prozent der jungen Probanden normalgewichtig und hatten einen gesunden Stoffwechsel. 15,9 Prozent waren bereits übergewichtig, aber noch metabolisch gesund. Ein Teil der Kinder litt jedoch schon in diesen jungen Jahren an durch überflüssige Pfunde bedingten Stoffwechselproblemen – und damit an Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie die Wissenschaftler berichten.

Konkret litten neun Prozent der Kinder unter einer Fettstoffwechselstörung, sieben Prozent hatten krankhaften Bluthochdruck und 6,6 Prozent litten sogar an mehreren Komponenten des sogenannten metabolischen Syndroms – dazu gehören neben Bluthochdruck und schlechten Blutfettwerten unter anderem auch erhöhte Glukose- und Insulinwerte.

Einmal ungesund, immer ungesund?

Zusätzlich zeigte sich, dass nach sechs Jahren auch einige der zuvor „nur“ übergewichtigen Kinder inzwischen Stoffwechselstörungen entwickelt hatten. So litten 18,5 Prozent von ihnen sogar an mehreren Komponenten des metabolischen Syndroms. Damit ist klar: Übergewicht verursacht nicht erst im Erwachsenenalter die bekannten Probleme. „Übergewicht scheint tatsächlich bereits bei Kindern der Startpunkt für weitere metabolische Störungen wie Bluthochdruck oder Lipidstörungen zu sein“, sagt Börnhorst.

Wenn solche Störungen einmal bestehen, werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach zum dauerhaften Begleiter – auch das bestätigten die Analysen: „Überraschend fanden wir, dass es in dem betrachteten Sechsjahres-Zeitraum kaum ein Kind mit mehreren Komponenten des metabolischen Syndroms zurück in den metabolisch gesunden Status schaffte“, berichtet die Forscherin.

Diese Ergebnisse untermauern nach Ansicht des Wissenschaftlerteams wieder einmal, wie wichtig die frühzeitige Prävention ist. „Schon bei ersten Tendenzen in Richtung Übergewicht sollte gegengelenkt werden, damit Kinder erst gar nicht in den kaum reversiblen metabolisch ungesunden Status gelangen“, betont Börnhorst. (International Journal of Epidemiology, 2019; doi: 10.1093/ije/dyz097)

Quelle: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

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