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Medizin

Stammzellen ohne Ende?

Neues Medikament erleichtert die Gewinnung von Stammzellen

Die Transplantation gesunder Blutstammzellen ist für Patienten, die an bösartigen Erkrankungen des Blutssystems häufig die einzige Chance. Doch bisher kommt die so genannte autologe Stammzelltransplantation, bei der dem Patienten Stammzellen aus dem eigenen Blut übertragen werden, nicht für alle Betroffenen in Frage. Der Grund: Die benötigten Stammzellen können nicht in ausreichender Menge aus dem Blut gewonnen werden. Dies könnte sich schon bald ändern, denn das neue Medikament "AMD 3100" löst die Freisetzung von Stammzellen in den Blutkreislauf aus und verhindert, dass diese im Knochenmark festgehalten werden.

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"AMD 3100 ist damit eine neue Hoffnung für Patienten mit Stammzell-Mobilisierungsproblemen und könnte diesen zukünftig eine Transplantation ermöglichen", erläutert Professor Dr. Stefan Frühauf von der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg die ersten Ergebnisse einer neuen Studie.

Eine Zulassung von "AMD 3100" wird daher nach Abschluss der Studie noch in diesem Jahr angestrebt. Das neue Medikament wird zudem bereits bei anderen Erkrankungen, z.B. zur Reparatur von Gefäßdefekten nach einem Herzinfarkt und zur Therapie von arteriellen Verschlusskrankheiten, getestet.

In einer internationalen klinischen Untersuchung, für die als einziges europäisches Zentrum die Medizinische Universitätsklinik Heidelberg ausgewählt wurde, erforschen Ärzte und Wissenschaftler seit einiger Zeit die Wirkungsweise des neuen Medikament "AMD 3100". Mindestens 300 Patienten werden an der Studie, an der mehr als 40 Zentren beteiligt sind, teilnehmen.

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"Die ersten Ergebnisse über die Ausbeute und Blutbildungsfähigkeit der unter Einsatz des neuen Medikamentes gesammelten und transplantierten Stammzellen sind sehr ermutigend", erklärt Fruehauf.

Blutsystem wird durch Transplantation erneuert

Stammzellen sind Vorläuferzellen, die im Knochenmark gebildet werden und sich zu verschiedenen Blutzellen wie weißen und roten Blutkörperchen entwickeln. Bei der autologen Blutstammzelltransplantation werden dem Patienten eigene gesunde Stammzellen aus dem Blut entnommen. Im Anschluss an eine Chemotherapie, bei der das kranke Knochenmark zerstört wird, werden die Stammzellen zurückgeführt. Innerhalb kurzer Zeit kann so das Blutssystem erneuert und eine geregelte Blutbildung wiederhergestellt werden.

Eine wichtige Vorraussetzung für diese bewährte Therapiestrategie ist, dass genügend Stammzellen aus dem Blut gewonnen werden können. Häufig besteht jedoch das Problem, das Stammzellen durch eine medikamentöse Behandlung zwar in ausreichender Menge gebildet werden, diese jedoch im Knochenmark bleiben und nicht in das Blut ausgeschwemmt werden. Damit sind Entnahme und Transplantation nicht möglich. Besonders bei Patienten, die zuvor bereits mit starken Therapien, z.B. Melphalan, behandelt wurden, ist dies der Fall. "AMD 3100" könnte in Zukunft dieses Problem beseitigen.

(idw – Universitätsklinikum Heidelberg, 29.03.2006 – DLO)

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