Eine Zellersatz-Therapie mit embryonalen Stammzellen stellt gegenwärtig ein zu hohes Risiko für den Menschen dar. Zu dieser Erkenntnis kamen Mediziner nach Auswertung aktueller Tierversuche. In den Gehirnen von Affen, denen Neuronenvorläufer aus menschlichen embryonalen Stammzellen injiziert worden waren, zeigten sich Anzeichen beginnenden Tumorwachstums.
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Dies bedeutet einen gewaltigen Dämpfer für die medizinische Forschung, denn bisher galten embryonale Stammzellen als die größten Hoffnungsträger seit der Gentherapie. Vor sieben Jahren war es Forschern erstmals gelungen, menschliche embryonale Stammzellen zu gewinnen: Zellen, die sich in einer Zellkultur immer wieder teilen und auf ein biochemisches Signal hin jeden der rund 220 Gewebetypen bilden können, aus denen der Mensch besteht.
Aus diesen so genannten pluripotenten Zellen wollten Forscher die gewünschten Zellen züchten und krankes Gewebe durch neues, gesundes ersetzen – eine verheißungsvolle Zellersatz-Therapie für viele unheilbare Leiden, von Parkinson und Diabetes über Infarkte bis hin zur Querschnittslähmung.
Doch die Bildung von Tumoren ist nicht das einzige Problem, das die Zukunft der Zellersatz-Therapie in weite Ferne rückt. Um embryonale Stammzellen herzustellen, müssen Zellen des Patienten geklont werden. Doch gerade dieses Erbgut birgt ein fatales Risiko. Je älter der Patient, desto höher ist die Gefahr von Gen-Mutationen, die dann auch in die geklonten embryonalen Stammzellen übergehen.
Bevor grundlegende Fragen wie die nach den genetischen Risiken in der Zellersatz-Therapie nicht näher geklärt sind, bleiben Versuche
mit embryonalen Stammzellen am Menschen unverantwortlich, schreibt Technology Review in der September Ausgabe. Embryonalen Stammzellen könnte aber dennoch eine große Zukunft bevorstehen, und zwar als Werkzeug, um Krankheiten zu erforschen und Medikamente zu finden.
(Technology Review, 30.08.2005 – PJÖ)