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Medizin

Schmerzen ohne Ende?

Forscher untersuchen Ursachen für unterschiedliche Schmerzverarbeitung

Schmerzverarbeitung im Gehirn © MMCD

Noch Monate nach einer Operation leiden viele Patienten unter heftigen Schmerzen, obwohl der Heilungsprozess längst abgeschlossen sein sollte. Warum solche Schmerzen nicht verschwinden und wie der Körper diese nach einem chirurgischen Eingriff verarbeitet, untersucht jetzt eine neue Forschergruppe des Universitätsklinikums Erlangen.

Anhand von Experimenten im Labor und Untersuchungen an Testpersonen und Patienten wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den genetischen, neurobiologischen, pharmakologischen und psychosozialen Mechanismen auf die Spur kommen, die die individuelle Schmerzverarbeitung bestimmen und zur Entstehung von lang andauernden, so genannten „persistierenden“ Schmerzen beitragen.

Individuelle Unterschiede der Schmerzverarbeitung

Operationen versetzen durch Einschnitte ins Gewebe und durch begleitende Entzündungsreaktionen die Nervenstränge und Botenstoff-Ketten des schmerzreizleitenden so genannten nozizeptiven Systems zunächst in höchste Alarmstufe. Doch mit der fortschreitenden Wundheilung klingen auch die Warnsignale ab, die ins Bewusstsein gelangen.

Wenn Schmerzen auch nach langer Zeit nicht verschwinden, hat sich das System verselbständigt, es hat seine Warnfunktion verloren und wird selbst zum Problem. Unter solchen dauerhaften oder „persistierenden Schmerzen“ leiden viele Patienten – je nach Größe und Art der Operation bis zu 50 Prozent.

Sowohl die Schmerzempfindlichkeit direkt nach einer Operation als auch die Schmerzverarbeitung im Verlauf des Heilungsprozesses sind jedoch von einer Vielzahl von Faktoren abhängig und individuell sehr verschieden.

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Schmerzempfinden erblich bedingt

Die Forschergruppe sucht nach Ursachen für die große Bandbreite der individuell unterschiedlichen Schmerzverarbeitung. Unter anderem sind nach bisherigen Erkenntnissen das jeweils gewählte Anästhesieverfahren und die anschließende Schmerztherapie von Bedeutung. Darüber hinaus ist Schmerzempfindlichkeit zumindest teilweise erblich. Die genetische Disposition könnte auch darüber entscheiden, ob heftige Schmerzen spurlos verschwinden oder ob sie dauerhaft Spuren hinterlassen. Viele Erfahrungen weisen darauf hin, dass außerdem psychologische und soziologische Einflussfaktoren eine Rolle spielen.

Für die Klinische Forschergruppe in Erlangen und Bamberg ergeben sich damit eine Reihe von Ansatzpunkten, die in insgesamt fünf Teilprojekten aufgegriffen werden.

(idw – Universität Erlangen-Nürnberg, 05.01.2006 – DLO)

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