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Medizin

Schlafwandeln liegt in der Familie

Langzeitstudie zeigt genetische Komponente beim Schlafwandeln

Kinder sind besonders häufig von Schlafstörungen wie Schlafwandeln betroffen - vor allem, wenn ihre Eltern selbst Schlafwandler sind. © Flickr: rachel CALAMUSA / (CC BY-SA 2.0)

Rastloser Schlaf? Wer als Kind schlafwandelt, hat dies möglicherweise von seinen Eltern geerbt. Einer kanadischen Studie zufolge sind die Kinder von schlafwandelnden Eltern siebenmal häufiger selbst Schlafwandler, als wenn die Eltern immer ruhig schlafen. Veränderte Tiefschlaf-Gene sind vermutlich die Ursache dieser Schlafstörung, schreiben die Forscher im Fachjournal „JAMA Pediatrics“.

Viele Kinder verlassen nachts ihr Bett, ohne dabei aufzuwachen: Sie laufen umher, gehen Alltagstätigkeiten nach und gehen im Extremfall sogar aus dem Haus – sie schlafwandeln. Diese Schlafstörung tritt vor allem in jungen Jahren auf und geht bei Erwachsenen stark zurück. Allerdings schlafwandeln auch Erwachsene häufiger als lange angenommen.

Ähnlich verhält es sich mit den sogenannten Nachtschrecken. Dabei handelt es sich nicht um Albträume, sondern ein plötzliches und oft schreiendes Erwachen mit schweren Angstzuständen, Herzrasen und Schweißausbrüchen. Sowohl Schlafwandeln als auch Nachtschrecken entspringen dem traumlosen Tiefschlaf und lassen sich an ähnlichen Mustern der Hirnwellen erkennen.

Fast jedes dritte Kind ist Schlafwandler

Schon länger gibt es Hinweise darauf, dass diese Schlafstörungen gewissermaßen in der Familie liegen können. Mediziner um Jacques Montplaisir vom Hopital du Sacre-Coeur in Montreal haben darum genauer studiert, ob es einen Zusammenhang zwischen Schlafwandeln bei Kindern und ihren Eltern gibt, und ob Schlafwandeln und Nachtschrecken in solchen Familien häufiger gemeinsam auftreten. In Fragebögen sammelten die Forscher Daten von fast 2.000 Kindern der Geburtsjahrgänge 1997 und 1998 über den Zeitraum von 1999 bis 2011.

Dabei zeigte sich, dass fast jedes dritte Kind in diesem Zeitraum schlafwandelte. Im Vorschulalter geschah dies noch relativ selten, die Häufigkeit stieg aber bis zum zehnten Lebensjahr stetig an. Nachtschrecken war sogar noch häufiger als Schlafwandeln, es trat bei über der Hälfte der Kinder auf. Allerdings verhält sich dessen Häufigkeit umgekehrt und sinkt mit dem Alter: Bei eineinhalbjährigen Kindern sind sie mehr als sechsmal so häufig wie bei dreizehnjährigen.

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Siebenfaches Risiko bei schlafwandelnden Eltern

Zwischen beiden Schlafstörungen fanden die Forscher jedoch einen deutlichen Zusammenhang: Kleinkinder, die am Nachtschrecken litten, neigten ab einem Alter von etwa fünf Jahren auch eher zum Schlafwandeln.

Besonders deutlich trat in den Studienergebnissen jedoch der Einfluss der Eltern hervor: Kinder, bei denen ein Elternteil Schlafwandler ist oder war, schlafwandelten mit dreimal höherer Wahrscheinlichkeit selbst, verglichen mit Kindern ohne schlafwandelnde Eltern. Hatten sogar beide Eltern eine schlafwandlerische Vergangenheit, stieg die Wahrscheinlichkeit bei den Kindern sogar auf das Siebenfache.

„Diese Ergebnisse deuten auf einen starken genetischen Einfluss auf das Schlafwandeln hin und in geringerem Ausmaß auch auf Nachtschrecken“, schlussfolgern die Mediziner. Beteiligt seien demnach Gene, die den Tiefschlaf regulieren. Eltern, die selbst Schlafwandler sind oder waren, sollten darum auch bei ihren Kindern damit rechnen und die Kinder darauf vorbereiten. (JAMA Pediatrics, 2015; doi: 10.1001/jamapediatrics.2015.127)

(The JAMA Network Journals, 05.05.2015 – AKR)

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