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Medizin

Schlafmangel lässt sich ausgleichen

"Nachschlafen" am Wochenende fördert die Gesundheit

Endlich mal ausschlafen - ein gesunder Plan fürs Wochenende © Wavebreakmedia/ iStock.com

Gute Nachrichten für Wenigschläfer: Ein über die Woche angehäuftes Schlafdefizit lässt sich offenbar durch ausgiebiges Schlummern am Wochenende ausgleichen. So führt eine regelmäßige Schlafdauer von unter fünf Stunden pro Nacht zu einem erhöhten Sterberisiko, wie eine Studie zeigt. Ausschlafen an freien Tagen wirke diesem Effekt jedoch entgegen – und könne negative gesundheitliche Folgen verhindern, berichten Forscher.

Bekommen wir zu wenig Schlaf, spüren wir dies ziemlich schnell: Wir fühlen uns abgeschlagen, sind ungewöhnlich leicht reizbar und können uns kaum konzentrieren. Denn ohne Schlaf fehlt dem Gehirn eine wichtige Aufräum-Phase, während der es das tagsüber Aufgenommene verarbeitet. Eine schlaflose Nacht fördert deshalb falsche Erinnerungen und kann sogar Hirnzellen zerstören.

Doch nicht nur unsere kognitiven Fähigkeiten leiden darunter: Sind wir ständig übermüdet, steigt langfristig zudem das Risiko, an Depressionen zu erkranken, fettleibig oder herzkrank zu werden. Wer gesund bleiben will, sollte daher auf ausreichend Schlaf achten. Wie viel ausreichend ist, ist dabei individuell unterschiedlich – als Richtwert gelten jedoch rund sieben Stunden pro Nacht.

Schlaf nachholen – geht das?

Das Problem: Im Alltag ist es oft gar nicht so leicht, auf eine gesunde Menge Schlaf zu kommen. Das gilt vor allem an Arbeitstagen, wenn der Beruf und andere Verpflichtungen viel Zeit einnehmen und frühes Aufstehen erfordern. Am Wochenende sieht das bei vielen Menschen dagegen schon anders aus. Doch ist es möglich, ein über die Woche angesammeltes Schlafdefizit durch mehr Nachtruhe an den freien Tagen auszugleichen?

Dieser Frage sind nun Wissenschaftler um Torbjörn Åkerstedt vom Karolinska Institut in Stockholm nachgegangenen. Für ihre Studie werteten sie Daten zu den Schlaf- und Lebensgewohnheiten von 44.000 Probanden aus Schweden aus. Die Teilnehmer hatten 1997 berichtet, wie viel sie schliefen sowie Angaben zu Verhaltensweisen wie Ernährung, Rauchen und Bewegung gemacht. Über einen Zeitraum von dreizehn Jahren verfolgten die Forscher dann, welche der Probanden verstarben.

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Gesunder Ausgleich

Es zeigte sich: Menschen, die angegeben hatten, unter der Woche nur fünf oder weniger Stunden zu schlafen, starben im Studienzeitraum wie erwartet häufiger als solche, die genügend Schlaf bekamen – mit einer Ausnahme. Wer als Ausgleich am Wochenende deutlich länger schlief, hatte kein erhöhtes Sterberisiko. Dies galt auch, nachdem die Forscher andere gesundheitliche Einflussfaktoren herausgerechnet hatten. Nach ihrer Ansicht bedeutet das: Fehlender Schlaf lässt sich tatsächlich am Wochenende nachholen.

Passiert dies nicht, drohen auf Dauer negative gesundheitliche Folgen. Allerdings: Auch zu viel Schlaf schadet offenbar. So stellten Åkerstedt und seine Kollegen fest, dass ein tägliches Schlafpensum über neun Stunden ebenfalls eine höhere Sterberate zur Folge hatte. Diese Beobachtungen galten allerdings nur für Menschen unter 65 Jahren. Bei Älteren fanden die Wissenschaftler interessanter Weise keinen Zusammenhang zwischen den geschlafenen Stunden und dem Sterberisiko.

Eine Schwachstelle der Untersuchung ist, dass die Teilnehmer nur ein einziges Mal über ihre Schlafgewohnheiten berichteten. Ob sie ihr Schlafverhalten später änderten, wurde nicht ermittelt. Weitere Studien müssen den positiven Effekt des Nachschlafens daher erst noch bestätigen. Die Ergebnisse dürften alle Dauermüden mit Spannung erwarten. (Journal of Sleep Research, 2018; doi: 10.1111/jsr.12712)

(Wiley, 28.05.2018 – DAL)

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