Patienten mit Schlafstörungen können sich künftig zuhause untersuchen lassen: Ein „portables Schlaflabor“ erfasst laufend wichtige Körperfunktionen und sendet die Daten direkt an den Arzt. Erste Tests mit dem mobilen „Nachtkästchen“, das Fraunhofer-Forscher entwickelt haben, laufen bereits.
Schlafstörungen sind in den Industrienationen weit verbreitet, die Ursachen sind oft unklar. Wer den Grund für die eigene Schlafstörung herausfinden will, dem blieb bislang nur der Gang ins „Schlaflabor“: Dort werden eine ganze Nacht lang bis zu 24 verschiedene Vitalparameter aufgezeichnet, darunter die Atmung des schlafenden Patienten, seine Lage und Blutsauerstoffsättigung sowie Ableitungen der Hirn-, Herz-, Augen- und Muskelfunktionen.
Die Daten ermöglichen Rückschlüsse auf die Hintergründe der Erkrankung, so dass eine passende Therapie eingeleitet werden kann. Die aufwändige Differenzialdiagnostik macht den Aufenthalt im Schlaflabor teuer. Die zahlreichen Messfühler und Kabel sind für den Patienten außerdem unbequem – was den Schlaf und damit auch die Messergebnisse beeinflussen kann.
Eine kostengünstige und patientenfreundliche Alternative hat jetzt das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS zusammen mit der Dr. Hein GmbH und der Firma Schwarzer sowie mit Partnern aus der Medizin entwickelt. Das „portable Schlaflabor“ kann vom Patienten zuhause selbst angelegt werden und lässt ihm seine volle Bewegungsfreiheit. Es wird nur von vier Sensoren mit Daten über Lage, Atmung, Puls, Herzschlag und Blutsauerstoffsättigung beliefert.
Daten ermöglichen präzise Diagnosen
Dass diese wenigen Daten ebenso aussagekräftige Diagnosen erlauben wie die Messungen im herkömmlichen Schlaflabor, bestätigt der Leiter der Gruppe Medizinische Kommunikation und Sensorik am IIS, Christian Weigand: „Wir haben mehr als 50 Patienten auf übliche Weise im Schlaflabor untersucht und zusätzlich unser Gerät angeschlossen. So konnten wir die Messungen gleichzeitig vornehmen und die Ergebnisse vergleichen.“
Das „Schlaflabor im Nachtkästchen“ wird dem Patienten um die Brust geschnallt und überträgt die Messdaten drahtlos – mittels handelsüblicher Bluetooth-Funktechnik – an eine Hausbasisstation. Dort werden die Informationen automatisch ausgewertet und gelangen in verschlüsselter Form über einen eigens entwickelten Server zum Terminal des Arztes. Das Gerät wird derzeit am Universitätsklinikum Marburg und am Klinikum Nürnberg an insgesamt 30 Patienten mit Schlafstörungen erprobt.
Derweil wagt Weigand schon den nächsten Schritt: „Wir arbeiten an einem Gerät, das mit noch weniger Messdaten, zum Beispiel nur mit dem EKG, auskommt“. Damit könnte künftig jeder Hausarzt schlafdiagnostische Untersuchungen vornehmen.
(Fraunhofer-Gesellschaft, 27.12.2006 – DLO)