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Medizin

Schadet ein Herzinfarkt auch dem Gehirn?

Infarkte lösen Entzündungsreaktionen im Denkorgan aus

Ein Herzinfarkt schadet nicht nur dem Pumporgan selbst - sondern womöglich auch dem Gehirn. © Stevanovicigor/ iStock.com

Überraschender Nebeneffekt: Ein Herzinfarkt kann auch das Gehirn schädigen. Denn Forscher haben herausgefunden: Nach einem Infarkt kommt es nicht nur häufig zur Entzündung des Herzmuskels – sondern auch des Denkorgans. Diese bisher unbekannte Reaktion des Immunsystems zieht womöglich langfristige, negative Folgen nach sich, wie sie berichten. So können Entzündungen im Gehirn unter anderem Gedächtnisstörungen fördern.

Alle zwei Minuten gerät das Herz bei einem Menschen in Deutschland gefährlich ins Stocken. Diagnose: Herzinfarkt. Im Pumporgan herrscht in diesem Fall eine echte Notsituation. Ein Herzkranzgefäß ist verstopft, kein sauerstoffhaltiges Blut kann dort mehr zum Herzmuskel durchdringen, die betroffenen Muskelzellen drohen abzusterben.

Im Extremfall endet ein solcher Vorfall tödlich. Doch auch, wenn der Herzinfarkt vergleichsweise glimpflich verläuft, kann der Körper langfristig Schaden nehmen – und zwar nicht nur am Herzen, wie Forscher nun herausgefunden haben.

Vernetzung zwischen Herz und Hirn

Für ihre Studie untersuchten Frank Bengel von der Medizinischen Hochschule Hannover und seine Kollegen, wie das Immunsystem auf die Folgen eines Herzinfarkts reagiert. Bekannt war bereits, dass es in der Regel zu einer Entzündung am Herzen kommt. Damit versucht der Körper zur Heilung des geschädigten Gewebes beizutragen. Das Problem: Entzündet sich das Herz dabei zu stark, kann eine Herzschwäche die Folge sein.

Mithilfe von bildgebenden Verfahren stellten die Wissenschaftler jedoch fest: Nicht nur der Herzmuskel entzündet sich nach einem Infarkt, sondern auch das Gehirn. Es kommt zu einer sogenannten Neuroinflammation. Diese Vernetzung zwischen Herz und Gehirn wird wahrscheinlich über das Immunsystem vermittelt, wie das Team berichtet. Andere Organe wie Leber oder Nieren scheinen nicht gleichermaßen betroffen zu sein.

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Gedächtnisstörungen als Folge?

„Diese enge Verbindung zwischen der Entzündung von Herz und Hirn ist neu und wichtig, weil andere Studien gezeigt haben, dass eine Entzündungsreaktion im Gehirn Gedächtnisstörungen und die Entwicklung von Demenz fördern kann“, sagt Bengel.

Die Auswirkungen von Herzerkrankungen auf die Gehirnfunktion müssten deshalb in Zukunft noch genauer betrachtet und auch bei der Entwicklung neuer Therapien mitberücksichtigt werden. So werde es künftig wahrscheinlich möglich sein, mit entzündungshemmenden Medikamenten die Herzinfarktheilung und gleichzeitig auch die Entzündung im Gehirn günstig zu beeinflussen, schließen die Forscher. (Journal of the American College of Cardiology, 2018; doi: 10.1016/j.jacc.2017.11.024)

(Medizinische Hochschule Hannover, 30.01.2018 – DAL)

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