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Genetik

Rindfleisch mit „gesundem“ Fett

Genmanipulierte Rinder sollen mehr Omega-3-Fettsäuren produzieren

Rindfleisch enthält nur wenig mehrfach ungesättigte Fettsäuren und hat deshalb keinen besonders gesunden Ruf. © freeimages

Fleisch wie Fisch: Dank eines zusätzlichen Gens sollen Rinder einen höheren Anteil „gutes“ Fett produzieren, das sonst vor allem bei Fischen vorkommt. Chinesische Wissenschaftler haben die Menge an mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Rindfleisch so um mehr als das fünffache erhöht. Zuchtreif sind die neuen Rinder allerdings noch lange nicht.

Volkskrankheiten wie Übergewicht und Diabetes sind in den Industriestaaten auf dem Vormarsch – als eine der Ursachen gilt eine zu fettreiche Ernährung. Die langkettigen und mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren gelten jedoch oft als das „gute“ Fett: Enthält die Nahrung einen höheren Anteil dieser Fettsäuren, so kann dies Herzkrankheiten, Übergewicht und neurodegenerativen Erkrankungen vorbeugen.

Besonders reich an Omega-3-Fettsäuren sind vor allem pflanzliche Öle, aber auch das Fett von Seefischen wie Hering, Lachs oder Sardelle. Rind- oder Schweinefleisch enthalten dagegen vor allem ungesunde gesättigte Fettsäuren. Indem man die Tiere mit Fischmehl füttert, lässt sich auch bei Rindern die Menge an Omega-3-Fettsäuren steigern, allerdings bislang nur mit mäßigem Erfolg.

Fünfmal so viel „gutes“ Fett

Wissenschaftler um Linsen Zan von der Northwest A&F University im chinesischen Yangling wollen darum einen anderen Weg gehen: Die Rinder sollen die ungesättigten Fettsäuren gleich selbst bilden. Zu diesem Zweck schleusten sie ein Gen namens Fett1 in Fötuszellen des Luxi-Gelbviehs, einer chinesischen Rinderrasse mit hohem Fleischertrag, ein. Das Gen kodiert ein Enzym, welches bei der Umwandlung mehrfach ungesättigter Fettsäuren eine große Rolle spielt.

Das Ergebnis: Das Einschleusen des Fett1-Gens erhöhte den Anteil an „guten“ Fetten bei den Rindern um mehr als das Fünffache. „Erstmalig konnten wir den Nachweis erbringen, dass es möglich ist, eine im Hinblick auf die Zusammensetzung ihrer Fettsäuren, neue ernährungstechnisch bessere Rinderrasse zu züchten“, fasst Zan die Bedeutung zusammen. Ähnliche Gene sind von internationalen Forschergruppen bereits bei Schweinen, Milchvieh und Schafen eingeschleust worden.

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„Noch viel zu lernen“

Allerdings blieb es bislang bei diesem Nachweis, dass die Methode generell funktioniert – zuchtreif ist die neue Rasse noch nicht: Von 14 Kälbern, die das Fett1-Gen erhielten, starben 11 innerhalb der ersten vier Monate. Die Todesursache waren vor allem bei Rindern verbreitete Infektionen und Entzündungen. Warum die Tiere offenbar gegenüber diesen Erkrankungen anfälliger sind, ist noch unklar. Möglich ist eine unvollständige Umprogrammierung der Zellen oder eine fehlerhafte Regulierung der Gene, während sich die Embryonen entwickeln.

„Im Hinblick auf die besten wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Methoden, mit denen wir ein ernährungstechnisch wertvolles Rind mit hohem Anteil an Omega-3-Fettsäuren bekommen, gibt es noch viel zu lernen“, sagt Erstautor Gong Cheng von der Northwest A&F University. „Aber der Anfang ist gemacht.“ Die Wissenschaftler sind überzeugt: Mithilfe ihrer Studie kommen sie einem gesünderen Rindfleisch in der Zukunft ein Stück näher. (Biotechnology Letters, 2015; doi: 10.1007/s10529-015-1827-z )

(Springer Link / Biotechnology Letters, Cheng et al., 11.05.2015 – AKR)

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