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Medizintechnik

Per Ultraschall zum Herzschrittmacher

Neues Verfahren erlaubt objektive Auswertung von Patientendaten

Ein Arzt untersucht einen Patienten, der an Herzschwäche und Rhythmusstörungen leidet, mit dem Ultraschallgerät. Wenige Knopfdrücke genügen, und der Computer zeigt an, ob der Patient einen Schrittmacher braucht, der seinen Herzschlag stabilisiert. Vision oder Utopie? Schon in den nächsten Jahren könnte dieses Szenario zum Krankenhaus-Alltag gehören. Forscher der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg haben ein neues Ultraschallverfahren entwickelt, das möglicherweise die Behandlung von Herzpatienten revolutioniert.

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Bei der neuen Technik rechnet eine komplexe mathematische Funktion (Algorithmus) die Daten des bewegten Ultraschallbildes (Echokardiographie) um und stellt fest, ob und wo genau sich der Herzmuskel unregelmäßig kontrahiert. Damit ist erstmals eine objektive Auswertung von Ultraschallbildern des Herzens möglich.

Objektive Daten ergänzen Erfahrung des Arztes mit Ultraschall

„Derzeit ist die Qualität der Begutachtung stark vom Erfahrungsschatz des Arztes abhängig“, erklärt Professor Dr. Helmuth Kücherer. Dringend werden deshalb hieb- und stichfeste Daten benötigt, die eine sichere Therapieentscheidung – soll der Patienten einen Schrittmacher erhalten und wenn ja welchen Typ? – ermöglichen. Der sehr effektive Elektrostimulator, der das Herz wieder im Gleichklang schlagen lässt, sollten wegen hoher Kosten aber auch medizinischer Risiken nur implantiert werden, wenn dies tatsächlich erforderlich ist.

Dann allerdings profitieren die Patienten in hohem Maße von der neuen Technologie. „Klinische Studien haben kürzlich gezeigt, dass nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lebenserwartung der Patienten durch einen Schrittmacher, der beide Herzkammern stimuliert, verbessert werden kann“, so Professor Kücherer.

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Grauwerte im Ultraschallbild umgerechnet und mit Normwerten verglichen

Die Wissenschaftler machen sich dabei eine Technik zunutze, die bereits bei anderen bildgebenden Verfahren in der Medizin, z.B. in der nuklearmedizinischen Diagnostik, erfolgreich angewendet wird, die so genannte Fourier Phasenanalyse. Damit gelingt es, die unterschiedlichen Grauwerte eines Ultraschallbildes, die durch die Bewegungen der Herzmuskulatur hervorgerufen wird, objektiv zu messen.

„Mit dieser Methode können wir nicht nur Rhythmusstörungen sehr genau feststellen. Wir können auch sehen, ob die spezielle Schrittmachertherapie erfolgreich den Herzmuskel stabilisiert“, sagt Dr. Grigorios Korosoglou, der sich in der Arbeitsgruppe intensiv mit der Weiterentwicklung der diagnostischen Methode befasst. „Eine noch genauere Erfassung des unregelmäßigen Herzschlages der linken Herzkammer wird mit Hilfe einer drei-dimensionalen Erfassung der Kontraktionsasynchronie erhofft“, fügt Dr. Arthur Filusch hinzu, der sich ebenfalls in der Heidelberger Arbeitsgruppe mit der klinischen Prüfung der Methode befasst.

Eine klinische Studie mit 100 Patienten, die an ungleichmäßig schlagenden Herzkammern leiden, soll nun ermitteln, wie aussagekräftig das Ultraschallverfahren tatsächlich ist.

(idw – Universitätsklinikum Heidelberg, 22.08.2005 – DLO)

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