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Medizin

Nieren: Organspende trotz Hepatitis?

Behandlung mit antiviralen Medikamenten ermöglicht Transplantation infizierter Nieren

Nieren
Organe von Hepatitis-Patienten galten lange Zeit als unverwertbar für Transplantationen. © Hywards/ iStock.com

Doch verwertbar: Auch Organe von Hepatitis-C-Patienten könnten sich für eine Transplantation eignen. Denn wie das Beispiel von sieben Nierentransplantationen zeigt, gelangen mit den Organen zwar Hepatitis-Viren in den Körper der Empfänger. Diese lassen sich jedoch erfolgreich mit antiviralen Medikamenten bekämpfen. Nach Ansicht der Mediziner ist die Verpflanzung infizierter Nieren daher bedenkenlos möglich.

In Deutschland mangelt es noch immer massiv an Spenderorganen. Neben der geringen Zahl an Organspendern begrenzen auch Qualitätsanforderungen das Angebot. Um transplantiert werden zu können, müssen Leber, Niere und Co in einem ausreichend guten Zustand sein. Und: Sie dürfen die Gesundheit des Empfängers nicht gefährden – etwa, indem sie ihn mit einer ernsthaften Krankheit anstecken.

Aus diesem Grund galten Organe von Patienten mit Hepatitis C lange Zeit als unverwertbar für Transplantationen. Denn mit dem Gewebe betroffener Spender gelangen zwangsläufig auch die Erreger der leberzerstörenden Infektion in den Körper der Transplantierten. Doch wie gravierend ist das? Weil es inzwischen recht gut wirkende antivirale Medikamente gegen Hepatitis C gibt, scheint die Verpflanzung infizierter Organe heute durchaus eine Option zu sein, wie Mediziner um Justa Friebus‐Kardash vom Universitätsklinikum Essen erklären.

Erfolgreich bekämpft

Die Wissenschaftler berichten nun von sieben Fällen, bei denen Patienten ohne Hepatitis-Infektion die Nieren Hepatitiskranker verpflanzt wurden. Für alle an der Untersuchung beteiligten Empfänger gab es kein anderes passendes Spenderorgan und alle wurden im Vorfeld ausführlich über die Besonderheit ihrer neuen Niere aufgeklärt.

Was passierte nach der Transplantation? Wie erwartet, war das Hepatitis-Virus bei allen sieben Patienten innerhalb von drei Tagen nach dem Eingriff nachweisbar. Aus diesem Grund wurden sie sofort mit antiviralen Mitteln behandelt – und zwar acht bis zwölf Wochen lang. Diese Therapie hatte dem Forscherteam zufolge einen durchschlagenden Effekt. So hatte nicht nur die transplantierte Niere ihre Aufgabe im Körper übernommen. Auch die Leber der Patienten funktionierte ganz normal und das Virus war im Blut der Empfänger nicht mehr nachweisbar.

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„Machbar und auch sicher“

„Dank der Expertise unserer Kliniken und Chirurgen konnten wir hier in Essen Organe erfolgreich transplantieren, die zuvor als nicht benutzbar galten. Derzeit ist unsere Stichprobe noch klein, aber es zeigt sich, dass eine frühzeitige antivirale Medikamentierung machbar und auch sicher ist“, konstatiert Mitautorin Ute Eisenberger. „Jetzt werden wir versuchen, in weiteren Untersuchungen den therapeutischen Ansatz zu finden, der für die Patienten optimal ist.“

Bestätigen sich die vielversprechenden Ergebnisse, wäre damit ein wichtiger Schritt im Kampf gegen das Organmangel-Problem gelungen. Denn je mehr Organe für eine Transplantation in Frage kommen, desto mehr Patienten kann in Zukunft geholfen werden. (Tranplant Infectious Disease, 2019; doi: 10.1111/tid.13146)

Quelle: Universität Duisburg-Essen

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