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Medizin

Neurodermitis macht anfälliger für Viren

Forscher wollen Ursache klären

Manche Patienten mit Neurodermitis sind auch anfälliger für Virus-Infektionen als Gesunde – warum, ist unbekannt. Mediziner des Universitätsklinikums Bonn wollen in einem neuen Forschungsprojekt diese Wissenslücke schließen.

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Das auf fünf Jahre angelegte Projekt wird vom US-amerikanischen National Institute of Health (NIH) mit 1,2 Millionen Euro gefördert. Nach Schätzungen erkranken bis zu zehn Prozent aller Deutschen im Laufe ihres Lebens an einer Neurodermitis. Auch wenn die Krankheit mit der Zeit ausheilen kann, bleibt die erhöhte Anfälligkeit für Virenerkrankungen oft lebenslang bestehen.

So mancher Skiläufer kennt die Symptome: Nach einem Sonnentag auf der Piste beginnen die Lippen plötzlich unangenehm zu kribbeln und zu jucken. Ursache des „Gletscherbrandes“ ist eine Herpes-Infektion, die erst durch die starke UV-Strahlung in großer Höhe zum Ausbruch kommt. Im Normalfall bleiben die juckenden Bläschen auf die Lippen beschränkt. „Bei Neurodermitis-Patienten kann das Virus aber den gesamten Körper befallen und so schwere Krankheitsbilder hervorrufen, dass die Betroffenen stationär behandelt werden müssen“, erklärt der Direktor der Bonner Klinik und Poliklinik für Dermatologie Professor Thomas Bieber.

Bei Menschen mit Neurodermitis verlaufen Virusinfektionen häufig schwerer als im Normalfall. Biebers Arbeitsgruppe ist Teil eines Forschungskonsortiums, das den Grund für diese Beobachtung herausfinden möchte. „Was die immunologischen Vorgänge in der Haut bei Neurodermitis anbelangt, ist unsere Expertise weltweit anerkannt“, erklärt Bieber die Teilnahme der Bonner an dem aus US-Mitteln finanzierten Projekt.

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Das National Institute of Health hatte das Forschungsprogramm vor dem Hintergrund möglicher Terrorakte mit Pockenviren ausgeschrieben. Die zur Pockenschutzimpfung eingesetzten Vacciniaviren können bei manchen Menschen schwere Erkrankungen auslösen. Zu den Risikogruppen zählen wegen ihrer erhöhten Anfälligkeit für Virusinfektionen auch Neurodermitis-Kranke. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, eine sicherere Form der Pockenimpfung zu entwickeln.

(idw – Universität Bonn, 31.01.2005 – DLO)

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