Ein Forscherteam der Universität Zürich hat ein neues Protein im so genannten Wnt-Signalweg entdeckt. Dieser kontrolliert die Kommunikation zwischen Körperzellen und kann bei Fehlern Krebs auslösen. Die Wissenschaftler konnten nun im Tierversuch an Fruchtfliege nachweisen, dass Parafibromin – ein erst kürzlich entdecktes Protein mit bisher unbekannter Funktion – eine wichtige Rolle in der Kontrolle dieses Signalwegs spielt.
Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Cell" berichten, könnte diese Entdeckung neue Möglichkeiten für die Therapie von Krebserkrankungen aufzeigen.
Höhere Organismen entwickeln sich von einer einzelnen Eizelle zu mehrzelligen Lebewesen. Diese Entwicklung funktioniert dank einer effizienten und kontrollierten Kommunikation zwischen den Zellen.
“Defekter“ Signalweg für Dickdarmkrebs verantwortlich
Eines der wichtigsten Kommunikationssysteme ist der so genannte Wnt-Signalweg. Er spielt eine Rolle während vielen Schritten in der Entwicklung vom Embryo zum ausgewachsenen Menschen sowie in der Erneuerung von Gewebe. Falsch kontrollierte Komponenten dieses Signalwegs sind verantwortlich für rund 90 Prozent aller Fälle von Dickdarmkrebs sowie vieler anderer Tumore.
In den westlichen Industrieländern ist Dickdarmkrebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache nach Lungenkrebs. Lückenloses Wissen über das Zusammenspiel der Komponenten des Wnt-Signalwegs ist daher für die Krebsforschung von großer Bedeutung.
Das Forscherteam von Professor Konrad Basler am Institut für Molekularbiologie der Universität Zürich hat jetzt eine neue Komponente des Wnt-Signalwegs entdeckt. Das Protein namens Parafibromin ist seit Jahren bekannt, doch wurde es bisher nie mit dem Wnt-Signalweg in Verbindung gebracht.
Parafibromin Ansatzpunkt für Therapien
Baslers Mitarbeiter Christian Mosimann und George Hausmann konnten nun zeigen, dass Parafibromin an die zentrale Komponente des Wnt-Signalwegs bindet, das beta-catenin Molekül. Parafibromin funktioniert im Zellkern während der Aktivierung der genetischen Programme, die durch das Wnt-Signal gesteuert werden. Aufgrund dieser zentralen Rolle kann Parafibromin als wichtiges Protein für potenzielle Therapieansätze von Dickdarmkrebs angesehen werden.
Basler und sein Team forschen an der unscheinbaren Fruchtfliege Drosophila melanogaster. Diese verwendet während ihrer Entwicklung eine fast identische Signalkaskade wie der menschliche Wnt-Signalweg. Dies ermöglicht, viele Daten aus der Forschung mit der Fliege auf den Menschen zu übertragen. In den letzten Jahren konnten so wesentliche Lücken im Verständnis des Wnt-Signalwegs ausgefüllt werden.
(idw – Universität Zürich, 24.04.2006 – DLO)