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Medizin

Neuer Wirkstoff hungert Krebs aus

Anti-angiogene Substanzen als alternative Waffe gegen Tumore

Wissenschaftler haben erstmals belegt, dass so genannte anti-angiogene Wirkstoffe, die die Nährstoffzufuhr zum Tumor unterbinden und ihn so „aushungern“ auch beim Menschen wirken.

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Die Anti-Angiogenese stellt einen fundamental neuen Ansatz in der Tumortherapie dar. Im Gegensatz zu konventionellen Strategien wie Chemotherapie und Strahlentherapie, die Tumorzellen direkt angreifen, konzentrieren sich anti-angiogene Wirkstoffe auf die Wechselwirkung zwischen dem Tumor und seinem Gefäßbett. Ihr Ziel ist es, die Nährstoffzufuhr zum Tumor zu unterbinden und ihn so „auszuhungern“. Während die Wirksamkeit anti-angiogener Medikamente bis hin zur Heilung im Tierversuch bereits seit längerem bewiesen ist, konnte nun erstmals die Wirksamkeit im Menschen belegt werden. „Anti-angiogene Substanzen gehören zu einer neuen Generation von Wirkstoffen, die als Hoffnungsträger künftiger Therapiestrategien gegen Krebs gesehen werden können.“ So Prof. Dieter Marmé, Direktor der Forschung an der Klinik für Tumorbiologie Freiburg, die bereits Anfang der 90er Jahre ihren Forschungsschwerpunkt auf die Entwicklung anti-angiogener Wirkstoffe legte sowie auf die Entschlüsselung der molekularen Mechanismen der Tumorangiogenese.

Studien mit dem Wirkstoff PTK/ZK vorgestellt

Im Rahmen eines Wissenschaftlichen Symposiums werden beim Deutschen Krebskongress am 27. Februar die Ergebnisse der Phase I und II Studien mit dem Wirkstoff PTK/ZK vorgestellt, an denen Patienten mit metastasierendem kolorektalem Karzinom, Glioblastom oder Nierenzellkarzinom teilgenommen haben. Der Wirkstoff wurde von der Schering AG in Zusammenarbeit mit Novartis Pharma und der Klinik für Tumorbiologie entwickelt. „Die Substanz hat das Potenzial, als erster oral verfügbarer Hemmstoff der Tumor-Angiogenese in Kombination mit einer Standard Chemotherapie für die Behandlung von Patienten mit metastasierendem kolorektalem Karzinom eingesetzt zu werden“, betont Marmé.

Derzeit werden weitere Substanzen mit anti-angiogener Wirkung in Phase I bis III Studien überprüft. „Ziel für die Zukunft ist es, anti-angiogen wirkende Substanzen zu entwickeln, die nicht nur in Kombination mit der Chemotherapie, sondern auch als Monotherapie oder als adjuvante Therapie einsetzbar sind“, so Joachim Drevs Oberarzt an der Klinik für Tumorbiologie.

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Erstes Medikament vor der klinischen Zulassung in den USA

Das Gebiet der (Tumor)-Angiogeneseforschung gehört heute zu den am schnellsten wachsenden biomedizinischen Forschungsgebieten mit erheblichem translationellen Potenzial für eine Reihe onkologischer und nicht-onkologischer Indikationen. Tatsächlich befindet sich nun 15 Jahre nach der Identifizierung des Schlüsselmoleküls der angiogenen Kaskade VEGF (vascular endothelial growth factor) erstmals ein anti-angiogen wirkendes Medikament (Avastin) vor der klinischen Zulassung in den USA. Dies bedeutet den Durchbruch für die vor rund 30 Jahren von dem amerikanischen Wissenschaftler Judah Folkman begründete Angiogeneseforschung. „Nach dem Eintritt von VEGF inhibierenden Therapien in die klinische Praxis konzentrieren wir uns in der aktuellen Grundlagenforschung auf die Identifizierung und Validierung weiterer Zielstrukturen für anti-angiogene Therapien“, betont Prof. Hellmut Augustin, Leiter der Abteilung Vaskuläre Biologie und Angiogeneseforschung und Koordinator des bundesweiten DFG Schwerpunktprogrammes Angiogenese.

(idw – Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 25.02.2004 – DLO)

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