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Medizin

Morgenlicht macht schlank

Experiment findet überraschend deutlichen Effekt von Tageslicht am Morgen auf den BMI

Zusammenhang von BMI mit der Stärke des Morgenlichts: Am stärksten ist die Korrelation bei einem Schwellenwert von rund 500 Lux. © Reid et al., /PLoS ONE

Wer abnehmen will, sollte sich einen Morgenspaziergang angewöhnen. Denn wie US-Forscher feststellten, wirkt Tageslicht am Morgen fast wie ein Schlankheitsmittel: Probanden, die morgens rausgingen, hatten schon nach einer Woche einen geringeren BMI als erst später auftauchende Morgenmuffel – trotz gleicher Ernährung und Bewegung. Offenbar beeinflusst der Zeitpunkt der Lichtexposition unsere innere Uhr und unseren Stoffwechsel erstaunlich stark, wie die Forscher im Fachmagazin „PloS ONE“ erklären.

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Licht ist ein wichtiger Taktgeber für unsere innere Uhr. Es hilft unter anderem dabei, die Rhythmen unseres Stoffwechsels an den Tag-Nacht-Wechsel anzupassen. Auch unser Energiehaushalt wird dadurch reguliert – und das spielt eine wichtige Rolle dafür, ob Kalorien verbrannt werden oder als unliebsame Fettpolster abgelagert. Unsere moderne Lebensweise aber führt dazu, dass wir dem Tageslicht kaum mehr direkt ausgesetzt sind: Wir fahren morgens in geschlossenen Verkehrsmitteln zur Arbeit, sitzen im Büro und bleiben auch abends oft drinnen.

In ihrer Studie haben Kathryn Reid und ihre Kollegen von der Northwestern University in Evanston nun untersucht, ob die Menge und der Zeitpunkt, an dem wir ans Tageslicht kommen, für unser Körpergewicht eine Rolle spielen. Für das einwöchige Experiment trugen 52 Probanden – die Hälfte Frauen, die andere Männer – rund um die Uhr einen Sensor am Arm, der ermittelte, wann und wie stark sie dem Tageslicht ausgesetzt waren. Gleichzeitig wurden Ernährung, Bewegung und Schlaf der Teilnehmer überwacht.

Direkter Effekt auf den BMI messbar

Nach einer Woche zeigte sich Erstaunliches: Die Probanden, die vormittags zwischen 08:00 und 12:00 Uhr an die Luft gingen, hatten nach Ablauf der Woche einen signifikant niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) als diejenigen, die erst später ans Tageslicht kamen. „Je früher die Licht-Exposition stattfand, desto stärker war dieser Effekt“, berichtet Reid. Wie sich zeigte, genügten schon 20 bis 30 Minuten an der frischen Luft aus, um das Körpergewicht zu beeinflussen – und der Unterschied machte immerhin bis zu 20 Prozent des BMI aus.

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Entscheidend ist für diesen „Schlankheits-Effekt“ dabei nicht die Lichtstärke, wie die Forscher betonen. Wichtig ist allein, dass wir morgens oder spätestens vormittags unseren Körper mindestens 500 Lux aussetzen. In den vielen Wohnungen und Büros erreicht die Helligkeit allerdings nur 200 bis 300 Lux, während draußen selbst an einem stark bewölkten Tag mindestens 1.000 Lux herrschen.

Morgenlicht synchronisiert die innere Uhr

Die Ursache für diesen Effekt ist die innere Uhr: „Wenn wir morgens nicht genügend Licht bekommen, desynchronisiert sich unsere innere Uhr – und das verändert den Stoffwechsel und kann zur Gewichtszunahmen führen, wie man weiß“, erklärt Seniorautorin Phyllis Zee. Über welchen Mechanismus genau diese Prozesse ineinandergreifen, muss aber erst noch untersucht werden. Aber ein ähnlicher Effekt auf das Körpergewicht wurde auch schon bei Tierversuchen beobachtet, wie die Forscher berichten.

Nach Ansicht der Forscher eröffnet ihre Erkenntnis einen neuen Weg, um Menschen mit Gewichtsproblemen auf einfache Weise beim Abnehmen zu unterstützen. „Ähnlich wie ausreichend Schlaf beim Abnehmen hilft, ist der Einfluss des Lichts ein weiterer Weg, um mehr Gewicht zu verlieren“, so Reid. Wer ein paar Pfunde loswerden will, sollte daher ruhig mal morgens einen Spaziergang machen oder vormittags eine kurze Pause beim Arbeiten einlegen und rausgehen. Es könnte sich lohnen. (PLoS ONE, 2014; doi: 10.1371/journal.pone.0092251)

(Northwestern University, 03.04.2014 – NPO)

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