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Medizin

Mittel gegen Erdnuss-Allergie in Sicht?

Neue Wirkstoffe verhindern selektiv die Bindung zwischen Allergen und Antikörper

Erdnüsse
Der Griff zur Erdnuss kann für allergische Kinder fatal sein. © michellegibson/ iStock.com

Allergische Reaktion verhindert: Forscher haben ein mögliches neues Mittel gegen Erdnussallergien entwickelt. Diese Wirkstoffe bilden selektiv Bindungen zu den gegen die Nussallergene gerichteten Antikörpern aus. Auf diese Weise verhindern sie, dass sich Allergene und Antikörper auf der Oberfläche von Immunzellen vernetzen – ein Schritt, der für die allergische Reaktion entscheidend ist.

Immer mehr Kinder entwickeln eine Erdnussallergie. Schon geringste Spuren dieses Lebensmittels können bei den Betroffenen juckenden Hautausschlag bis hin zu Atemnot und einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen. Die gute Nachricht: Es gibt Möglichkeiten, solche Reaktionen zu vermeiden. So scheint der frühe Kontakt mit den Nüssen einer späteren Überreaktion des Immunsystems vorzubeugen. Bei bereits allergischen Kindern könnte zudem eine Hyposensibilisierung die Allergie unterdrücken.

Forscher arbeiten außerdem bereits an Impfstoffen und anderen Allergiemedikamenten, die die allergischen Reaktionen verhindern sollen. So auch Peter Deak von der University of Notre Dame und seine Kollegen. Das Team will die Allergie dort stoppen, wo die Reaktion im Körper ihren Anfang nimmt: auf der Oberfläche von Mastzellen. An diesen Immunzellen binden die Nussallergene an dort stationierte spezifische IgE-Antikörper und lösen so die Freisetzung von Histamin aus – einem Botenstoff, der in wenigen Sekunden heftige, allergische Symptome hervorruft.

Bindung blockieren

„Bisher gibt es keinen Wirkstoff, mit dem sich dieser Prozess verhindern lässt“, erklären die Wissenschaftler in einer Mitteilung. Um dies zu ändern, haben sie nun nach Wegen gesucht, die Bindung zwischen Allergenproteinen und Antikörpern zu blockieren. Die Herausforderung dabei: Diese Inhibition musste spezifisch für Erdnussallergene funktionieren und durfte keine anderen Immunfunktionen stören.

Auf der Suche nach einem geeigneten Inhibitor fahndeten Deak und seine Kollegen im Serum von 16 Allergiepatienten nach jenen Bindungsstellen der Allergenproteine, die für die Verbindung mit IgE und somit für die allergische Sofortreaktion entscheidend sind. Dabei identifizierten sie zwei Strukturen, sogenannte Epitope, die eine wichtige Rolle für die spezifische Bindung zu spielen schienen.

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Die Inhibitoren verhindern, dass sich spezifische IgE-Antikörper und Nussallergene auf der Oberfläche von Mastzellen verbinden. © Universität Notre Dam

Maßgeschneiderte Inhibitoren

In einem nächsten Schritt galt es, Moleküle zu synthetisieren, die die Bindung dieser beiden Epitope an die IgE-Antikörper verhindern. Diese sogenannten kovalenten heterobivalenten Inhibitoren (cHBI) bilden kovalente Bindungen nur zu den Erdnussallergen-spezifischen IgE-Antikörpern aus – und blockieren so die für die allergische Reaktion entscheidenden Bindungsstellen, wie die Forscher berichten.

Laborversuche zeigten schließlich: Die maßgeschneiderten Inhibitoren konnten die allergische Reaktion in Proben von immerhin 14 der 16 Patienten komplett verhindern. „Dieses Ergebnis ist vielversprechend, da es die Tür zur Etablierung einer neuen Klasse von Allergiemitteln öffnet“, sagt Deaks Kollege Basar Bilgicer. „Wir haben nun einen selektiven IgE-Inhibitor für ein Lebensmittelallergen, das gab es in dieser Form bisher noch nicht.“

Permanent und spezifisch

Der Vorteil dieser Art von Wirkstoffen ist, dass sie die allergische Reaktion permanent und spezifisch unterdrücken, wie das Team betont. Ein Inhibitor, der allgemein IgE-Antikörper blockiert, würde dagegen zu einer weitreichenden Unterdrückung des Immunsystems führen und so das Risiko für parasitische Infektionen und ähnliches erhöhen. „Unsere Arbeit liefert ein schlagendes Argument für die weitere Entwicklung und Untersuchung von cHBIs als neue Strategie in der Behandlung von Erdnussallergien“, so das Fazit der Wissenschaftler. (PNAS, 2019; doi: 10.1073/pnas.1820417116)

Quelle: Universität Notre Dame

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