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Medizintechnik

Mit Ballons gegen Wirbelbrüche

Kaum noch Schmerzen und größere Mobilität für Osteoporose-Patienten

Biozementplomben bei Wirbelbrüchen © Universitätsklinikum Heidelberg

Eingebrochene Wirbel lassen sich mit Hilfe eines aufblasbaren Ballons und eingespritztem Biozement wieder aufrichten. Dies haben jetzt Forscher am Universitätsklinikum Heidelberg in einer Studie eindrucksvoll belegt: Patienten haben nach einer so genannten Kyphoplastie kaum noch Schmerzen und sind beweglicher. Vor allem aber treten neue Frakturen bei diesem Verfahren viel seltener auf als bei medikamentös behandelten Osteoporose-Patienten. Gravierende Nebenwirkungen des Eingriffs gibt es nach Angaben der Ärzte nicht.

„Bemerkenswert ist vor allem, dass die Patienten ein Jahr nach der Kyphoplastie weniger weitere Wirbeleinbrüche erlitten haben als die Patienten der Vergleichsgruppe, die nur mit Medikamenten gegen Knochenschwund und stabilisierenden Maßnahmen behandelt werden“, erklärt Professor Christian Kasperk von der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Denn die Patienten, die bereits einen eingebrochenen Wirbelkörper haben, tragen ein sehr hohes Risiko, weitere Brüche zu erleiden.

„Äußerst präzise Bilder mit einem Computertomographen im Deutschen Krebsforschungszentrum haben gezeigt, dass der aufgerichtete Wirbel deutlich an Höhe und Umfang zunimmt und dass die wieder gewonnene Höhe des eingebrochenen Wirbelkörpers auch noch nach einem Jahr konstant bleibt“, berichtet Kasperk. Die Patienten der Kontrollgruppe mit rein medikamentöser Behandlung litten dagegen an weiteren Wirbelkörper-Einbrüchen.

Begleitende Untersuchungen an Tieren deuten darauf hin, dass der zur Wiederaufrichtung verwendete verträgliche Biozement allmählich von Blutgefäßen durchsetzt und neues Knochenmaterial entlang der Blutgefäße aufgebaut wird. Somit besteht die Hoffnung, dass die Biozementplomben im Laufe von Jahren durch normales Knochengewebe ersetzt werden.

2,5 Millionen Menschen leiden an Wirbeleinbrüchen

„Grundlagen des Erfolgs sind eine sorgfältige Auswahl der Patienten und eine interdisziplinäre Behandlung“, erklärt Kasperk. Die Heidelberger Kyphoplastie-Studie wird gemeinsam durchgeführt von Unfallchirurgen, Radiologen und Hormon- und Knochenstoffwechselspezialisten.

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Nachfrage und Bedarf sind sehr hoch, da Wirbelkörperfrakturen die häufigste Komplikation des Knochenschwundes (Osteoporose) sind, an der rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden. Wirbelfrakturen haben ca. 1,7 Millionen Frauen und 800.000 Männer. Etwa die Hälfte der meist älteren Betroffenen muss mit chronischen Schmerzen, beeinträchtigter Mobilität und Pflegebedürftigkeit leben.

Das Verfahren der Kyphoplastie mit Biozement wurde im Universitätsklinikum Heidelberg erstmals vor vier Jahren eingesetzt. „Mit unserer Studie möchten wir eindeutige Daten zur Wirksamkeit und zum Einsatz bei der richtigen Patientengruppe gewinnen“, sagt Kasperk.

Eine weitere Studie an mehreren Zentren in Europa, die noch größere Aussagekraft haben wird, wird bereits vorbereitet. Die Patienten werden nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen mit Kyphoplastie-Behandlung oder ausschließlich medikamentös, stabilisierender Behandlung zugeteilt. Der große Vorteil für die Patienten ist, dass sie im Rahmen eines interdisziplinären Teams über den ganzen zweijährigen Studienzeitraum weiter betreut werden und feste Ansprechpartner haben. „Denn nur die interdisziplinäre Indikationsstellung und Betreuung der Patienten stellt den Erfolg der ganzheitlichen Behandlung sicher“, betont Professor Kasperk.

(idw – Universitätsklinikum Heidelberg, 01.04.2005 – DLO)

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