Neue Hoffnung im Kampf gegen besonders hartnäckige Krankheitserreger: Wissenschaftler haben einen natürlichen Wirkstoff entdeckt, der verschiedene Arten von Bakterien am Wachsen hindert. Unter anderem wirkt die Substanz "MMA" oder 7-O-malonyl-Macrolactin A gegen einige besonders gefährliche Keime, die gegen mehrere verschiedene Antibiotika unempfindlich geworden sind.
Zu ihnen zählt, so die Forscher der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig, der berüchtigte Stamm des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus oder MRSA. Bakterien dieses Typs können unterschiedlichste Körpergewebe infizieren und dabei schwere Entzündungen auslösen. Sie sind mit den herkömmlichen Medikamenten nicht mehr zu bekämpfen.
Der neue Stoff, der das Wachstum von MRSA stoppt, wird in der Natur ausgerechnet von anderen Bakterien hergestellt: Keime der Spezies Bacillus subtilis, die im Erdboden vorkommen, bilden MMA und scheiden es in ihre Umgebung aus – möglicherweise, um sich bei der Konkurrenz um nährstoffreiche Lebensräume gegen benachbarte Bakterien durchzusetzen.
Die Braunschweiger Wissenschaftler, die – gemeinsam mit Kollegen aus Indonesien – das MMA in Bacillus subtilis gefunden und untersucht haben, beschreiben ihre Entdeckung des neuen Antibiotikums in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Antimicrobial Agents and Chemotherapy.
Mit MMA gegen MRSA
Die zunehmende Resistenz vieler Bakterienstämme gegen Antibiotika gilt gegenwärtig als eines der drängendsten Probleme der Medizin. "Antibiotika sind unsere schärfste Waffe gegen bakterielle Krankheitserreger", erklärt die GBF-Forscherin Gabriella Molinari.
"Wenn Bakterien gleich gegen ein halbes Dutzend verschiedener Antibiotika resistent werden – wie das bei MRSA geschehen ist – dann schlagen sie uns diese Waffe aus der Hand." Die Suche nach neuen Wirkstoffen, die Bakterien töten oder ihr Wachstum hemmen, ist deshalb eine entscheidende Herausforderung für die medizinische Forschung.
Von MMA versprechen sich die Wissenschaftler einiges: Die Substanz wirkt nicht nur gegen den gefürchteten MRSA, sondern auch gegen Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), die Darmkrankheiten auslösen können, sowie gegen besonders gefährliche Varianten des Krankenhaus-Keims Burkholderia cepacia, der immungeschwächte Personen befällt und sich chronisch in ihrem Körper festsetzt. Vermutlich stört MMA bei all diesen Bakterien gezielt die Zellteilung.
Bevor MMA in der Klinik eingesetzt wird, dürften allerdings noch einige Jahre vergehen. "Die Substanz muss nun zuerst einmal näher untersucht und gründlich erprobt werden", erklärt GBF-Forscher Professor Kenneth Timmis. "Dann müssen klinische Tests zeigen, ob sie sich wirklich als Medikament zum Einsatz am Menschen eignet."
(idw – Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF), 03.05.2006 – DLO)