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Medizin

Methadon: Doch unwirksam gegen Hirntumore?

Behandlung von Glioblastom-Zellen mit dem Opioid bringt keinen Zusatznutzen

Glioblastom
Zellkultur eines Glioblastoms: Eine Zusatztherapie mit Methadon hilft gegen diese aggressive Tumorform nicht. © Universitätsklinikum Leipzig

Falsche Hoffnung: Methadon wirkt offenbar doch nicht gegen Hirntumore. Dies bestätigen nun erneut Experimente mit Krebszellen von Patienten. Demnach macht das Opioid die Zellen keineswegs sensibler gegenüber Bestrahlung und Chemotherapie. Tumor-schädigende Effekte entfaltet das Methadon zudem erst in Konzentrationen, die für den Körper tödlich sind. Forscher raten daher erneut dringend von einer Selbstmedikation ab.

Im Jahr 2017 weckte eine Fernsehdokumentation Hoffnung auf einen neuen „Heilsbringer“ in der Krebstherapie: Methadon. Der Film stellte einzelne Krebspatienten vor, deren Erkrankung sich durch die Gabe des Opioids gebessert hatte und teilweise sogar geheilt werden konnte. Forscher warnten allerdings schon damals vor möglichen ernsthaften Nebenwirkungen einer derartigen Therapie. Zudem wurden seitdem Studien veröffentlicht, die dem Methadon seine vermeintliche Wirkung gegen Tumore absprechen.

„Trotz der fehlenden klinischen und experimentellen Belege für einen Zusatznutzen durch Methadon, behandeln sich immer mehr Tumorpatienten auf eigene Faust mit dem Mittel“, erklären Henry Oppermann vom Universitätsklinikum Leipzig und seine Kollegen. Vor allem für häufige und sehr aggressive Hirntumore, die sogenannten Glioblastome, versprechen sich demnach viele Patienten positive Effekte durch eine Zusatzbehandlung neben der Standardtherapie.

„Kein Zugewinn“

Ob diese Hoffnungen berechtigt sind, haben die Wissenschaftler nun erneut untersucht. Dafür legten sie Zellkulturen aus Hirntumoren an, die sechs Patienten entfernt worden waren. „Zusätzlich haben wir erstmals neben den Tumor-Zellkulturen auch Kulturen gesunder Zellen der Patienten angelegt, um die Wirkung von Methadon auf beide Zelltypen zu vergleichen“, sagt Oppermanns Kollege Frank Gaunitz.

Im Experiment behandelten die Forscher die Zellen mit der Standardtherapie bei einem Glioblastom: Bestrahlung und Chemotherapie. Zusätzlich konfrontierten sie einige der Kulturen mit Methadon in unterschiedlichen Konzentrationen. Das ernüchternde Ergebnis: Durch die zusätzliche Gabe des Opioids sprachen die Zellen nicht besser auf die Standardtherapie an. „Es konnte kein Zugewinn erzielt werden“, berichtet Gaunitz.

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Gefährliche Selbstmedikation

Auch eine alleinige Behandlung mit Methadon ist aus medizinischer Sicht wenig sinnvoll, wie die Untersuchungen belegten. Denn das Opioid zerstört die Krebszellen nur bei extrem hohen Dosen – Konzentrationen, die auch gesunde Zellen vernichten und für den gesamten Organismus tödlich wären. Doch nicht nur das: „Zudem konnten wir die Arbeiten von anderen Forschergruppen bestätigen, dass manche Tumorzellen bei niedrigen Methadon-Konzentrationen sogar schneller wachsen“, sagt Gaunitz.

„Eine Empfehlung für die Verwendung von Methadon in der Glioblastom-Therapie kann somit nicht ausgesprochen werden“, so das Fazit der Wissenschaftler. Sie raten Patienten daher dringend von einer Selbstmedikation mit dem Opioid ab: Sollten Vorerkrankungen wie etwa Leberschäden vorliegen, könne eine Methadon-Therapie schnell tödlich enden. (Cancer Chemotherapy and Pharmacology, 2019; doi: 10.1007/s00280-019-03816-3)

Quelle: Universität Leipzig

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