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Medizin

Makuladegeneration durch Verkehrsabgase?

Starke Belastung mit Luftschadstoffen könnte das Risiko für AMD verdoppeln

Auge
Erhöht die Belastung mit Luftschadstoffen das Risiko für die Netzhauterkrankung AMD? © mikkcz/ iStock.com

Schlecht für die Augen? Verkehrsabgase könnten die Entstehung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) fördern. Wie eine Studie aus Taiwan nahelegt, erhöht eine starke Belastung mit Stickstoffdioxid und Kohlenmonoxid am Wohnort das Erkrankungsrisiko deutlich – um fast das Doppelte. Ob die Luftschadstoffe allerdings wirklich die Ursache hinter dem nun beobachteten Phänomen sind, müssen weitere Untersuchungen erst noch bestätigen.

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine der häufigsten Ursachen für eine Erblindung bei älteren Menschen. Allein in Deutschland sind fünf bis sechs Millionen Menschen von dieser Netzhauterkrankung betroffen, bei der die lichtempfindlichen Zellen der äußeren Retinaschicht nach und nach zugrunde gehen.

Doch was sind die Auslöser dieser Krankheit? Bekannt ist inzwischen, dass neben der genetischen Veranlagung auch Umweltfaktoren das Risiko für die Entstehung der AMD beeinflussen. Dazu zählen unter anderem das Rauchen, zu viel Sonneneinstrahlung, zu wenig Bewegung und eine ungünstige Ernährungsweise.

Stickstoffdioxid und Kohlenmonoxid im Blick

Forscher um Kuang-Hsi Chang vom Tungs‘ Taichung Metro Harbor Hospital in Taiwan haben nun die Rolle eines weiteren potenziellen Einflussfaktors unter die Lupe genommen: Luftverschmutzung. Schon zuvor war bekannt, dass die Belastung mit Luftschadstoffen Bindehautentzündungen oder krankhaft trockene Augen begünstigen kann. Eine Beteiligung auch bei anderen Erkrankungen der Sehorgane schien daher zumindest denkbar.

Ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen „dicker Luft“ und dem AMD-Risiko gibt, untersuchte Changs Team anhand der Daten von 39.819 Erwachsenen aus Taiwan. Alle Probanden waren über 50 Jahre alt und die meisten von ihnen lebten in urbanisierten Gegenden. Für ihre Studie kalkulierten die Wissenschaftler für den Zeitraum von 1998 bis 2010, wie sehr die Studienteilnehmer an ihrem Wohnort Stickstoffdioxid (NO2) und Kohlenmonoxid (CO) ausgesetzt waren – Luftschadstoffen, die unter anderem in Abgasen von Autos enthalten sind.

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Fast doppelt so hohes Risiko

In einem zweiten Schritt glichen sie diese Informationen dann mit der Krankengeschichte der einzelnen Personen ab. Dabei zeigte sich: Eine moderate Belastung mit den Luftschadstoffen schien zwar nicht wesentlich zum individuellen AMD-Risiko beizutragen – eine hohe Belastung allerdings sehr wohl.

So hatten Probanden, die in Regionen mit den höchsten NO2-Werten lebten (mehr als 9825,5 parts per billion), ein fast doppelt so hohes Risiko zu erkranken wie diejenigen aus den am wenigsten belasteten Gebieten. Konkret stellten die Forscher ein um 91 Prozent erhöhtes Risiko fest. Für Kohlenmonoxid ergab sich ein ähnliches Bild: Hier war die Wahrscheinlichkeit einer AMD-Diagnose bei den Personen aus den am stärksten belasteten Regionen (mehr as 297,1 parts per billion) im Vergleich 84 Prozent höher.

Kausaler Zusammenhang?

„Unsere Studie zeigt zum ersten Mal einen signifikanten Zusammenhang zwischen AMD und hohen Konzentrationen von NO2 und CO in der Umgebungsluft auf“, konstatieren die Wissenschaftler. Damit zeichnet sich ab, dass die Luftverschmutzung das Risiko für diese Netzhauterkrankung erhöhen könnte.

Noch ist es allerdings zu früh für eine endgültige Schlussfolgerung, wie das Forscherteam betont. Denn die aktuelle Untersuchung kann nur eine Korrelation aufzeigen. Ob es sich tatsächlich um eine Ursache-Wirkung-Beziehung handelt, ist auch deshalb unklar, weil den Wissenschaftlern Informationen zu wichtigen Risikofaktoren wie dem Rauchen oder den Genen fehlten. Sie rechneten lediglich den Einfluss von Faktoren wie Alter, Geschlecht und anderen Grunderkrankungen heraus.

„Es sind deshalb weitere Studien nötig, um den Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und der altersbedingten Makuladegeneration zu evaluieren“, so ihr Fazit. (Journal of Investigative Medicine, 2019; doi: 1136/jim-2019-001007)

Quelle: BMJ

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