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Medizin

Luftverschmutzung macht Schnupfen schlimmer

Langfristige Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden verstärkt Rhinitis-Symptome

Schnupfen
Wie schlimm ein Schnupfen wird, hängt nicht nur von unserre Disposition ab – auch die Luftverschmutzung durch Feinstaub und Stickoxide fördert die Infektion. © Ridofranz/ iStock.com

Unangenehme Nebenwirkung: Wenn der Schnupfen besonders heftig ausfällt, kann dies auch an der Luftverschmutzung liegen. Denn eine hohe Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden verschlimmert die Symptome einer solchen Rhinitis, wie nun eine Studie in 17 europäischen Städten nachgewiesen hat. Schuld daran ist wahrscheinlich die Doppelbelastung der Atemwegszellen durch die Viren und den oxidativen Stress der Schadstoffe.

Eine laufende Nase, Niesattacken und geschwollene, entzündete Schleimhäute: Schnupfen ist vor allem im Winter weit verbreitet. Verantwortlich dafür sind vor allem die hochansteckenden Rhinoviren. Doch wie oft und wie schlimm eine solche Rhinitis uns trifft, hängt nicht nur von der persönlichen Disposition ab. Auch Kälte und Tabakrauch können die Infektion begünstigen, wie Studien belegen.

Feinstaub und Stickoxide im Visier

Einen weiteren Einflussfaktor haben nun Forscher um Emilie Burte vom Barcelona Institut für globale Gesundheit (ISGlobal) identifiziert: die Luftverschmutzung. Den Anstoß dafür gab die Beobachtung, dass Feinstaub und Stickoxide die Symptome von Asthma verschlimmern können. „Deshalb wollten wir wissen, ob eine langfristige Belastung mit Luftschadstoffen auch eine prägende Rolle bei der Rhinitis spielt“, erklärt Burtes Kollegin Benedicte Jacquemin.

Für ihre Studie analysierten die Forscher Daten von 1.408 Rhinitispatienten aus 17 europäischen Städten, darunter Paris, Barcelona, Antwerpen, Umea und Erfurt. Über Befragungen ermittelten sie jeweils die Schwere der Symptome und den Verlauf der Infektion. Für die Luftverschmutzung am Wohnort der Teilnehmer zogen sie Daten eines europäischen Luftmessprojekts heran.

Mit steigender Belastung verschlimmern sich die Symptome

Das Ergebnis: Sowohl Feinstaub als auch Stickoxide spielen durchaus eine Rolle für die Schwere der Schnupfensymptome. Teilnehmer, in deren Wohngebieten langfristig hohe Belastungen mit Feinstaub PM10 und PM2.5 herrschten, litten stärker an der Rhinitis als Patienten aus weniger belasteten Gebieten. Ähnliches zeigte sich für eine Luftverschmutzujg mit Stickoxiden, wie die Wissenschaftler berichten.

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Im Schnitt erhöhte jede Zunahme der PM2.5-Werte um fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft das Risiko für einen schweren Verlauf um 17 Prozent, so Burte und ihre Kollegen. Konkret äußerte sich dies in einer stärkeren Reizung der Schleimhäute, häufigerem Niesen und einer stärkeren Verstopfung der Nase. Eine erhöhte Stickoxidbelastung führte dagegen eher zu einem erhöhten Schleimfluss mit ebenfalls verstopfter Nase.

Nach Ansicht der Forscher belegt dies, dass Luftverschmutzung nicht nur viele langfristige Gesundheitsfolgen hat, sondern auch die Schwere des akuten Schnupfens beeinflussen kann.

Doppelbelastung durch oxidativen Stress

Aber warum? „Die Wirkung der Luftschadstoffe auf die Schwere der Symptome hängt vermutlich damit zusammen, dass sie oxidativen Stress verursachen, Entzündungen fördern und das Selbstmordprogram der Zellen aktivieren“, erklärt Burte. Ähnlich wie beim Tabakrauch scheint die Doppelbelastung durch den oxidativen Stress und die viralen Erreger die Schleimhautzellen zu überfordern.

Dabei scheinen Feinstaub und Stickoxide allerdings unterschiedliche Wirkungen zu haben: „Das könnte daran liegen, dass diese Schadstoffe verschiedene Wirkmechanismen besitzen und daher auch unterschiedliche Entzündungsreaktionen in den Atemwegen hervorrufen“, erklärt Burte. „Aber um diese Hypothese zu bestätigen, benötigen wir noch weitere Studien.“ (Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2020)

Quelle: Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal)

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