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Medizin

Krebs wird Killer Nr. 1 in reichen Ländern

Tumorleiden lösen Herz-Kreislauf-Erkrankungen als häufigste Todesursache ab

Krebs
Krebs hat Herz-Kreislauf-Erkrankungen in einigen Ländern als häufigste Todesursache abgelöst. © Vitanovski/ iStock.com

Bemerkenswerter Wandel: In reichen Ländern sterben mittlerweile mehr Menschen an Krebs als an Herz-Kreislauf-Erkrankungen – zumindest in der Altersgruppe bis 70, wie eine Studie enthüllt. Damit sind Tumorleiden in diesen Nationen nun die Todesursache Nr. 1 in Bezug auf Erkrankungen. Ein Grund für diese Entwicklung könnten den Forschern zufolge die immer besseren Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten bei Herzinfarkt und Co sein.

Trotz aller Fortschritte in der medizinischen Versorgung sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit die häufigste Todesursache. Bisher galt dies sowohl für Industrienationen als auch für ärmere Regionen – doch inzwischen zeichnet sich ein Umbruch ab. In den reichsten Ländern hat eine andere Erkrankung Herzinfarkt, Schlaganfall und Co bereits als „Killer Nr. 1“ abgelöst: Krebs.

Zu diesem Ergebnis kommen nun Wissenschaftler um Gilles Dagenais von der Universität Laval in Quebec, nachdem sie Daten von 162.500 Erwachsenen aus 21 Ländern ausgewertet haben. Die Probanden waren zwischen 35 und 70 Jahre alt und kamen sowohl aus Staaten mit sehr hohem oder mittlerem Einkommen als auch aus Entwicklungsländern.

Krebs überholt Herzinfarkt und Co

Für die Studie analysierte das Forscherteam, wie häufig die Menschen an bestimmten verbreiteten Leiden erkrankten und verstarben. Dabei zeichnete sich ab: Insgesamt sind kardiovaskuläre Erkrankungen noch immer die häufigste Todesursache. Sie machen demnach 40 Prozent aller Todesfälle aus. An zweiter Stelle steht Krebs mit 26 Prozent.

Allerdings gibt es regional große Unterschiede: Obwohl die gängigen Risikofaktoren für Herz- und Gefäßleiden wie Rauchen und Übergewicht in reichen Ländern weiter verbreitet sind als in Staaten mit geringem Einkommen, sterben dort immer weniger Menschen an Herzinfarkt und Co. Stattdessen führt Krebs in den reichen Industrienationen die Rangliste der Topkiller an. Die Todesfälle durch Tumorleiden sind in diesen Ländern inzwischen rund zweimal häufiger als die durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie das Team berichtet.

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„Entscheidender Wandel“

Gilt dieser Trend auch für Deutschland? Exemplarisch für die reichen Länder wurden in der Untersuchung unter anderem Kanada, Schweden und Saudi-Arabien betrachtet. Deutschland war in die Analyse nicht miteinbezogen. Dennoch zeigt der Blick auf offizielle Zahlen, dass auch bei uns die Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen hat.

„Diese Tatsache zeigt, dass wir gerade einen entscheidenden Wandel bei den Todesursachen im mittleren Alter erleben“, konstatiert Mitautor Salim Yussuf von der McMaster University in Hamilton. Ein Grund dafür sind nach Ansicht der Forscher die immer besseren Möglichkeiten der Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von denen bisher vor allem die Menschen in den Industrienationen mit guter Gesundheitsversorgung profitieren. Sie gehen jedoch davon aus, dass Krebs in einigen Jahrzehnten auch weltweit die häufigste Todesursache sein wird.

Tumorleiden in den Fokus rücken

Angesichts dieser Entwicklungen fordern die Wissenschaftler nun, den Fokus verstärkt auf die Vermeidung von Krebsleiden zu legen. „Die Bemühungen, kardiovaskuläre Erkrankungen zu verhindern und zu behandeln, sollten zwar weitergehen. Daneben sind jedoch neue Anstrengungen für die Reduzierung von Krebsfällen nötig“, sagt Yussufs Kollege Darryl Leong.

Dies dürfte jedoch alles andere als einfach werden, wie das Forscherteam zu Bedenken gibt. Der Grund: Während viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen dieselben, größtenteils beeinflussbaren Risikofaktoren haben, sind Krebsleiden weitaus vielfältiger. So gibt es inzwischen zwar gute Möglichkeiten, zum Beispiel Lungenkrebs und Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen. Bei anderen verbreiteten Krebsformen haben Forscher bisher jedoch kaum Wege gefunden, das Erkrankungsrisiko merklich zu beeinflussen. (The Lancet, 2019; doi: 10.1016/S0140-6736(19)32007-0)

Quelle: McMaster University

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