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Mikrobiologie

Krankheitserreger überleben tagelang im Flugzeug

Wissenschaftler untersuchen Ansteckungsgefahr bei Flugreisen

Flugzeug-Innenraum: Wie stark sind die Oberflächen mit Bakterien belastet? © freeimages

Blinde Passagiere: Krankheitserregende Bakterien können auch außerhalb des menschlichen Körpers tagelang in einer Flugzeugkabine überleben. Dies zeigen Experimente amerikanischer Mikrobiologen mit alltäglichen Oberflächen aus Flugzeugen. Dies erhöht die Ansteckungsgefahr und erfordert effiziente Reinigung, so die Forscher.

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Dass Bakterien auch in unerwarteter und scheinbar absolut lebensfeindlicher Umgebung vorkommen, ist mittlerweile bekannt. Für die Übertragung von Krankheiten ist das von großer Bedeutung: Überlebt ein Krankheitserreger auf einem bestimmten Untergrund, kann er sich von dort aus auch weiter verbreiten. Flugreisen wecken in vielen Passagieren die Sorge, sich in der vollen und engen Flugzeugkabine auf solchen Wegen bei anderen Reisenden anzustecken.

Wissenschaftler um Kiril Vaglenov von der Auburn University in Alabama haben daher genauer untersucht, in welchem Ausmaß sich bestimmte Krankheitserreger in Flugzeugen festsetzen und dort auch ohne den Mensch als Wirtskörper überleben können. Für ihre Tests wählten die Forscher die typischen Oberflächen, die ein Fluggast berührt: Armlehnen, Klapptische, Fensterabdeckungen, Stoff und Leder der Sitze sowie metallene Toilettenspülknöpfe. Proben dieser Materialien beimpften sie mit den pathogenen Bakterienstämmen MRSA und E. coli O157:H7. Anschließend simulierten sie die Bedingungen einer Flugzeugkabine.

Eine Woche in der Rückenlehne

Die Ergebnisse des Experiments waren deutlich: MRSA überlebt bis zu eine Woche lang im Stoff der Taschen an den Rückenlehnen. E. coli fühlt sich dagegen auf den Armlehnen am wohlsten: Auch nach vier Tagen war der Erreger hier noch nachweisbar. Dabei spielt es offenbar kaum eine Rolle, auf welchem Wege die Bakterien dorthin gelangt sind: „Beide Bakterien können auf den ausgewählten Oberflächen überleben, unabhängig von vorhandenen simulierten Körperflüssigkeiten“, erläutert Vaglenov. „Dies stellt ein Übertragungsrisiko durch Hautkontakt dar.“

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Bislang handelt es sich bei der vorgestellten Arbeit lediglich um erste Ergebnisse. Sie zeigen jedoch nach Ansicht der Forscher bereits, wie wichtig effektive Reinigungs- und Desinfektionsmethoden für die Oberflächen in Flugzeugen sind. Materialien mit antimikrobiellen Eigenschaften könnten ebenfalls dazu beitragen, pathogene Bakterien in Flugzeugkabinen zu bekämpfen. Solche Möglichkeiten wollen Vaglenov und seine Kollegen näher erforschen – zurzeit untersuchen sie weitere Mikroben wie den Erreger der Tuberkulose.

(American Society for Microbiology, 21.05.2014 – AKR)

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