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Medizin

Kopfverletzungen: Bluttest statt Hirnscan

Biomarker zeigen verlässlich Hirnblutungen an

Harmlose Gehirnerschütterung oder schwere Verletzung? Das könnte künftig ein Bluttest verraten. © Mycan/ iStock.com

Ein Pieks genügt: Schon ein einfacher Bluttest kann künftig verraten, ob sich Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma schwere Verletzungen zugezogen haben. Eine Studie zeigt: Zwei Biomarker im Blut zeigen verlässlich potenziell gefährliche Hirnblutungen an – und zwar selbst solche, die bei der standardmäßig eingesetzten Computertomographie noch gar nicht sichtbar sind. Demnach könnte sich in Zukunft zumindest ein Teil dieser aufwändigen Untersuchungen einsparen lassen, wie Forscher berichten.

Ob bei einem Sport- oder Verkehrsunfall: Wird der Kopf in Mitleidenschaft gezogen, ist oft ein Schädel-Hirn-Trauma die Folge. Diese Verletzung kann harmlos sein und sich als leichte Gehirnerschütterung äußern. Manchmal bedeutet ein Schädel-Hirn-Trauma aber auch Lebensgefahr. Kommt es beispielsweise zu schweren Hirnblutungen, ist eine schnelle Operation des Patienten erforderlich.

Zwei Methoden im Vergleich

Bei Verdacht auf ein ernsteres Trauma ordnen Ärzte bisher eine Computertomographie-Untersuchung zur genauen Diagnose an. Künftig könnte jedoch bereits ein einfacher Bluttest verraten, ob eine schwere Verletzung vorliegt. „Bei dem Verfahren wird das Blut auf zwei Biomarker untersucht, die Proteine UCH-L1 und GFAP“, berichtet Peter Biberthaler von der Technischen Universität München. Die Konzentration dieser Stoffe kann Hinweise darauf liefern, ob eine Blutung im Gehirn vorliegt.

Doch wie verlässlich ist die Methode im Vergleich zum Standardverfahren? Dies testeten Biberthaler und seine Kollegen mit rund 1.900 Patienten, die mit Kopfverletzungen in Notaufnahmen in den USA und Europa eingeliefert worden waren. Bei allen Probanden wurde sowohl der Bluttest als auch die routinemäßige CT-Untersuchung durchgeführt.

Zuverlässig erkannt

Die Auswertung zeigte: Bei allen 671 Teilnehmern der Studie, bei denen das Ergebnis des Bluttests negativ war, bestätigte sich dies auch im CT: Es waren keine Verletzungen nachweisbar. Demnach konnte der Test bei 99,6 Prozent dieser Patienten eine verlässliche Vorhersage treffen. Zudem hatten alle Probanden, die im CT eine schwerere Verletzung zeigten, auch im Test positive Werte.

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Darüber hinaus schien der Test sogar geringste Blutungen nachweisen zu können, die im CT gar nicht sichtbar sind. Dies würde den Forschern zufolge zumindest erklären, warum etwa zwei Drittel der Personen ohne sichtbare Ergebnisse aus dem CT im Bluttest positiv war.

Weniger unnötige Untersuchungen

Bestätigen sich diese Ergebnisse, könnte Patienten mit unauffälligem Bluttest in Zukunft eine zusätzliche CT-Untersuchung erspart bleiben. Dies hätte gleich zweierlei Nutzen. Denn CT-Untersuchungen sind nicht nur mit hohen Kosten verbunden, sie bedeuten auch immer eine Belastung mit Röntgenstrahlung.

„Beides ist selbstverständlich besser, als Risiken einzugehen. Wenn sich eine unnötige Untersuchung vermeiden lässt, profitieren jedoch alle“, schließt Biberthaler. (Lancet Neurology, 2018; doi: 10.1016/S1474-4422(18)30231-X)

(Technische Universität München, 02.08.2018 – DAL)

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