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Umwelt

Kindermode enthält gefährliche Chemikalien

Greenpeace-Test enthüllt krebserregende und hormonwirksame Substanzen in allen getesteten Marken

Selbst Babykleidung ist belastet © SXC

Egal ob billig oder teuer: Kinderkleidung internationaler Modemarken enthält noch immer gefährliche Chemikalien. Das zeigen Tests der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Das Ergebnis: Keine einzige Marke erwies sich als Schadstofffrei. In vielen Kleidungsstücken fanden sich Weichmacher, per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und andere teilweise krebserregende oder hormonell wirksame Substanzen.

Für ihren Test hat Greenpeace im Rahmen ihrer Detox-Kampagne 82 Kleidungsstücke zwölf internationaler Modefirmen getestet. Die Textilien wurden im Mai und Juni 2013 in 25 Ländern in Markenläden oder bei anderen autorisierten Einzelhändlern erworben. Vertreten waren sowohl Billigmarken wie Primark als auch teure Produkte von Burberry oder Gap. Ein Testlabor an der Universität Exeter in Großbritannien analysierte alle Kleidungsstücke auf ihren Gehalt an verschiedenen potenziell schädlichen Chemikalien.

Keine Marke ist schadstofffrei

Das Ergebnis: Es gab keine einzige Marke, die in keinem Produkt schädliche Verbindungen enthielt. „Teure Klamotten sind nicht sauberer produziert als billige. Der teure Kinderbadeanzug von Burberry war genauso belastet wie der billige von Primark. Der Badeanzug von Adidas war sogar am stärksten verunreinigt“, berichtet Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace.

In jedem der getesteten Textilien fanden die Tester unter anderem eine oder mehrere per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC). Einige dieser Substanzen können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen. PFC sind zudem extrem langlebig und reichern sich in der Umwelt und im Körper an.

Kanzerogene im Badeanzug, Weichmacher im Baby-Body

Die getesteten Produkte von Adidas waren unter anderem mit der als krebserregend geltenden Perfluoroctansäure (PFOA) oder ihren Vorläufersubstanzen belastet. Ein Badeanzug enthielt sogar 15 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter, er überschreitet damit die von Adidas selbst gesetzte Höchstmarke für PFOA um das Fünfzehnfache. Auch in Kleidungsstücken von Marken wie Nike, Puma, Burberry und H&M wurden diese Stoffe festgestellt.

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Ein in Deutschland gekauftes T-Shirt der Modekette Primark enthielt 11 Prozent Weichmacher (Phthalate), in einem Baby-Body der Firma American Apparel waren 0,6 Prozent Weichmacher enthalten. Beide Werte wären unter EU-Recht für Kinderspielzeug verboten, diese Regelungen greifen jedoch nicht für Kinderkleidung. Weichmacher fanden sich insgesamt in 33 von 35 getesteten Kleidungsstücken mit Plastisol-Aufdrucken.

Auch teure Kleidung schützt nicht

Ein Shirt der Luxusmarke Burberry war stark Nonyphenolethoxylaten (NPE) belastet. Der Wert von 780 Milligramm pro Kilogramm übersteigt den branchenüblichen Grenzwert deutlich. Diese Substanzen bauen sich in der Umwelt zu Nonylphenol ab, das hormonell wirksam und besonders schädlich für Wasserorganismen ist. Mehr NPE fand sich in Schuhen von C&A und Kleidungsstücken von Disney und American Apparel. Insgesamt kam NPE in 50 von 82 getesteten Artikeln vor.

„Kinderkleidung ist genauso belastet wie Mode für Erwachsene – nur schaden diese Chemikalien den Kindern viel mehr. Unser Test zeigt den Eltern, dass sie ihre Kinder mit teurer Kleidung nicht schützen“, sagt Santen. Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace 18 Textilhersteller von Mango über H&M bis Adidas überzeugt, sich bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne Risiko-Chemikalien zu verpflichten. Doch an der Umsetzung hapert es oft noch. „Was hilft, ist beim Kauf auf Textil-Siegel vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft IVN oder vom Global Organic Textile Standard GOTS zu achten“, so Santens Tipp.

Der komplette Testbericht zur Kinderkleidung zum Download.

(Greenpeace, 15.01.2014 – NPO)

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